16.05.2022 / Wort zum Tag

Schweigen ist Gold

Als die drei Freunde Hiobs all das Unglück hörten, das über ihn gekommen war, kamen sie und saßen mit ihm auf der Erde sieben Tage und sieben Nächte und redeten nichts mit ihm; denn sie sahen, dass der Schmerz sehr groß war.

Hiob 2,11.13

Ihr Browser unterstützt HTML5 Audio nicht!

Als die drei Freunde Hiobs all das Unglück hörten, das über ihn gekommen war, kamen sie und saßen mit ihm auf der Erde sieben Tage und sieben Nächte und redeten nichts mit ihm; denn sie sahen, dass der Schmerz sehr groß war.
Hiob 2,11.13

Reden ist Silber, Schweigen ist Gold, so heißt es in einem Sprichwort. Es gibt Situationen, in denen man reden muss. Es gibt aber auch Situationen, in denen Schweigen wirklich Gold ist.

Hier bei Hiob haben wir eine solche Situation. Sprichwörtlich sind ja auch die Hiobsbotschaften geblieben, also die schlechten Nachrichten.
Bei Hiob folgte eine schlechte Nachricht auf die nächste. Am Ende bleiben nur er und seine Frau noch übrig.
Hiob aber wird auch noch körperlich geplagt: „Eitrige Geschwüre brachen an Hiobs Körper aus, von Kopf bis Fuß.
Voll Trauer setzte Hiob sich in einen Aschehaufen, suchte eine Tonscherbe heraus und begann sich damit zu kratzen.“ (Hiob 2,7+8 HFA)
So fanden ihn seine Freunde vor. Dieses Elend verschlug ihnen die Sprache. Sieben Tage und Nächte sitzen sie bei ihm und schweigen.
Das waren in seiner Leidenszeit sicher die besten Tage. Hier fühlt er sich verstanden. Hier tragen die Freunde seine Last mit. Später wollen sie das Leid Hiobs ergründen und scheitern dabei schmählich.
Manchmal lässt Leid auch uns verstummen. Uns fällt kein vernünftiges Wort ein. Selbst Worte der Bibel helfen nicht immer weiter. Ich denke an den plötzlichen Tod eines jungen Familienvaters. Ein engagierter Mitarbeiter im CVJM und der Kirchengemeinde. Was sage ich da als Prediger? Zunächst habe ich gar nichts gesagt. Ich habe die Ehefrau in die Arme genommen und geschwiegen. Nur Nähe gegeben und stilles Mitleiden. Das Einzige, was mir dann einfiel, war die Aussage des Psalmbeters: „Dennoch bleibe ich stehst an dir...“ (Ps. 73).

Ich sagte: „Wir können jetzt nur um eins bitten, das Gott uns die Kraft gibt, an ihm zu bleiben.“

Wenn Menschen, die wir kennen, in große Not geraten, wagen wir manchmal keinen Besuch bei ihnen. Wir fühlen uns einfach unsicher. Was soll ich da sagen?
Wir können hier von Hiobs Freunden lernen. Der Leidende erwartet nicht große Worte von uns, sondern tröstende Nähe. Nicht immer habe ich es richtig gemacht. Manchmal meinte ich, doch etwas sagen zu müssen. Im Nachhinein habe ich gedacht, Schweigen wäre besser gewesen. Gerade wenn wir unsicher sind, dürfen wir es Gott sagen und ihn um Weisheit bitten.

Eins steht auf jeden Fall fest, zu viele Worte schaden. Manchmal reden wir uns auch beim Versuch zu trösten um „Kopf und Kragen“.

Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. Der Trost liegt in unserer Aufrichtigkeit. Der Leidende spürt, ob wir es ehrlich meinen. Ich halte fest, tröstende Nähe ist angesagt.

Autor/-in: Eberhard Adam