01.02.2019 / Wort zum Tag

Schwäche zeigen?

Ich glaube; hilf meinem Unglauben!

Markus 9,24

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Das Empfinden der eigenen Schwäche – das gefällt uns Menschen doch  normalerweise nicht. Noch weniger möchten wir Schwäche zeigen oder Schwäche zugeben. Und wenn wir dann auch noch um Hilfe bitten müssen, steht dann nicht  auch noch der eigene Stolz im Weg? Gut – der eine bittet schneller um Hilfe.  Der andere wartet so lange, bis es nicht mehr anders geht.

Im Markusevangelium bittet einer postwendend Jesus um Hilfe. Als er seine eigene Schwachheit wahrnimmt, schreit er es regelrecht hinaus: Ich glaube; hilf meinem Unglauben! (Mk. 9,24)

Was ist geschehen? Jesus kommt mit drei seiner Jünger vom sogenannten Berg der Verklärung. Dort erstrahlte der irdische Leib von Jesus im Glanz der Herrlichkeit Gottes. Bei der Rückkehr von Jesus und den drei Jüngern finden sie die anderen Jünger im Streit mit den Schriftgelehrten. Ein Vater hat seinen Sohn, der von einem bösen Geist geplagt wird, zu den Jüngern gebracht. Diese sollten helfen. Aber sie konnten es nicht. Jesus tadelt den Glaubensmangel als Ursache. Der Vater schildert Jesus nun ausführlich das grauenhafte Leiden seines Sohnes, der von einem bösen Geist geplagt wird. Wie oft muss der Vater in all den Jahren schon hilflos und verzweifelt vor seinem Sohn gestanden sein. Flehentlich bittet er Jesus um Heilung. Zweifelnd fügt er jedoch hinzu: „….wenn du etwas kannst“

Zu oft ist er wahrscheinlich schon enttäuscht worden – wie gerade zuvor von den Jüngern. Aber Jesus macht ihm deutlich, dass es nicht an seinem Können liegt, sondern dass Glaube gefragt ist. Was muss wohl in diesem Moment in dem Vater vorgegangen sein. Sollte jetzt alles von seinem Glauben abhängen?

Zweifelte er eben noch daran, ob Jesus helfen kann, so richtet sich sein Zweifel nun an sich selbst. Denn er spürt deutlich: Den geforderten Glauben habe ich nicht. Der Vater versucht nun nicht, selbst mehr Glauben zu produzieren. Er stellt sich zu seinem schwachen Glauben. Und das Wichtigste: Er bittet Jesus sofort um Hilfe, seinen Glauben zu stärken. Sein noch kleiner Glaube hat somit die richtige Richtung eingeschlagen. Er richtet ihn uneingeschränkt auf Jesus.  Er bringt Jesus allen Glauben, zu dem er fähig ist – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Daraufhin wird der Junge von Jesus geheilt.

Von der Reaktion des Vaters lesen wir nun nichts weiter. Aber seine Erfahrung hätte er vielleicht ähnlich ausgedrückt wie Peter Strauch in einem seiner Lieder:

„Herr, ich bin schwach, doch du bist in mir mächtig, gerade weil ich schwach bin, treibst du die Furcht hinaus. Herr, lass mich stark sein durch deine Gnade. Deine Kraft, die breitet sich in meiner Schwachheit aus.“

Vielleicht haben Sie es schon erlebt, dass sich Gottes Kraft in ihrer Schwachheit ausgebreitet hat. Trotzdem werden wir aber auch, solange wir noch in dieser Welt leben, Angefochtene bleiben.

Auch den drei Jüngern wurde das vor Augen gemalt. Hatten sie zuvor auf dem Berg einen himmlischen Vorgeschmack erhalten, finden sie sich - kaum im Tal angekommen - mitten in einer Welt wieder, in der es noch so viel Zerrissenheit und Leid gibt. Aber wohl dem, der weiß, wen er um Hilfe anrufen kann. 

Jesus will auch in meine Zerrissenheit hineinkommen. Vielleicht brauche ich auch Hilfe für meinen schwachen Glauben. Vielleicht brauche ich aber auch Hilfe, um vergeben zu können oder ich brauche Hilfe, weil mich Angst und Sorge lähmen.

Egal, wo Sie gerade Schwachheit empfinden, auch Ihr Hilfeschrei wird das Ohr von Jesus erreichen.

Autor/-in: Andrea Hoppstädter