20.12.2019 / Wort zum Tag

Schwach und doch stark!

Ist mein Arm denn zu kurz, dass er nicht erlösen kann? Oder habe ich keine Kraft zu erretten?

Jesaja 50,2

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Ich muss an Tom, meinen 15-jährigen Enkel, denken. Sein linker Arm ist seit seiner Geburt zu kurz. Er hat keinen Unterarm. Die Hand ist an den Ellenbogen angewachsen. Ihre drei Finger kann er zum Glück bewegen. Doch dieses Handikap behindert ihn natürlich. Aber operativ war ihm nicht zu helfen. Tom muss mit seinem zu kurzen Arm leben.

Was schon für einen Jugendlichen schlimm ist, wäre bei Gott eine Katastrophe: wenn sein Arm zu kurz wäre, um ihn voll einsetzen zu können! Doch das Volk Israel ist dieser Meinung. Es denkt, Gott könne in den politischen und wirtschaftlichen Nöten, unter denen es leidet, nichts tun. Dem widerspricht Gott: "Sollte mein Arm denn zu kurz sein, um Befreiung und Rettung zu bringen?" Gott will aber nicht bloß einem Volk, sondern der ganzen Welt helfen. Jesaja kündigt in den Kapiteln 42 bis 53 seines Buches an, wie das geschehen wird. Nämlich durch einen „Knecht“, den Gott „als Licht der Völker" senden wird. Er wird „unser aller Sünde“ auf sich nehmen und „die Strafe“ büßen, die wir verdient haben. Und damit den heiligen Gott mit uns heillosen Menschen versöhnen.

Das Neue Testament sagt: Jesus, der Sohn Gottes, ist dieser „Knecht" – ist dieses „Licht der Welt“, ist dieser Heilbringer. Er löst das für uns sonst unlösbare Problem: Wohin mit der Schuld unseres Lebens? Jesus erledigt sie für uns mit seinem Tod am Kreuz. Das ist mehr als eine nur vorübergehende Hilfe. Das hat Tiefenwirkung! Jesu Hände waren zwar an einem Kreuz festgenagelt, aber weil er auferstanden ist und lebt, sind seine Arme nicht zu kurz, um bis in die Tiefen aller Schuld zu reichen und uns von dort herauszuholen. Auch in jeder Not hält er uns helfend seine Hand hin.

Jesu Arm ist und bleibt auch nicht zu kurz für meinen Enkel – trotz der körperlichen Behinderung, die ihn vielfach einschränkt, aber mit der er leben muss. Doch Tom erlebt, wie Gottes Kraft auch in seinem Handycap am Werk ist! Er lernt früh das Fahrradfahren und spielt lange Zeit Fußball in einem Verein. In diesem Sommer machte er jetzt seine Schiedsrichterprüfung, um Schülerspiele pfeifen zu können. Und er ist seit Jahren begeisterter Schlagzeuger in einer Band – auch als Solist. Und das alles mit einem zu kurzen, nach hinten gewachsenen linken Arm!

Vielleicht leiden auch Sie darunter, dass bei Ihnen etwas zu kurz geraten oder in Ihrem Leben zu kurz gekommen ist – es Ihnen daher an Lebensmut oder Lebensfreude fehlt. Dann vertrauen Sie dem Gott, der Ihnen unter die Arme greifen kann und auch Sie erfahren lassen will, dass seine Kraft in dem Schwachen mächtig ist!

Autor/-in: Pfarrer i. R. Gerhard Weinreich