04.09.2022 / Wort zum Tag

Schnell, ich brauche Hilfe!

Du, HERR, sei nicht ferne; meine Stärke, eile, mir zu helfen!

Psalm 22,20

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In der Bibel lese ich das verzweifelte Klagen eines Menschen, der sich in höchster Not befunden hat. David muss in einer nahezu aussichtslosen Situation gewesen sein, als er die Worte aufschrieb, die später als Psalm 22 Teil des Alten Testaments wurden.

Nachdem David Gott ausführlich sein Leid beschrieben hatte, betete er: 

Du, HERR, sei nicht ferne; meine Stärke, eile, mir zu helfen! (Psalm 22, Vers 20)

Dieser Satz beschäftigt mich in mehrfacher Weise: Zunächst einmal spüre ich die vertraute Beziehung Davids zu Gott. Mit ihm kann David über alles reden. Die Erfolge und die schönen Momente des Lebens ebenso, wie die dunklen, in denen er weder ein noch aus weiß. Für David ist Gott nicht irgendeine ferne Kraft oder eine religiöse Vorstellung, mit der man sich am Sabbat beschäftigt. Nein, er weiß Gott in seiner Nähe. Mehr noch, David rechnet mit Gottes Eingreifen.

Das Zweite, was mir auffällt, sind die Worte, die David wählt. Er spricht klar und direkt. David redet nicht um den heißen Brei, sondern nennt das Problem beim Namen und bittet Gott: Sei mir nicht ferne …eile, mir zu helfen!

David weiß noch um etwas anderes: Seine Kräfte sind begrenzt. Ohne Gott, der seine Stärke ist, wird er die schwere Lage nicht meistern können. Und das bringt er in diesem kurzen Gebet zum Ausdruck.

Psalm 22 lässt sich in zwei Richtungen verstehen. Zum einen ist er bei vielen Christen als Jesu Leidenspsalm bekannt. Das liegt daran, dass das, was David in diesem Psalm betet, prophetischen Charakter hat. Einiges davon ist später wörtlich eingetroffen. Beispielsweise der Ausruf Jesu am Kreuz: Mein Gott, warum hast du mich verlassen? Oder das Gewand Jesu, um das die Soldaten unterm Kreuz gelost haben. In Vers 19 prophezeit David: Sie teilen meine Kleider unter sich und werfen das Los um mein Gewand.

Es gibt aber noch eine zweite Richtung, in der Psalm 22 verstanden werden kann. Ich kann diesen Psalm auch als ein Beispiel dafür sehen, wie jemand mit einer langjährigen, vertrauensvollen Beziehung zu Gott betet.

So, wie David zu Gott gebetet hat, kann auch ich durch Jesus Christus mit Gott reden. Ich brauche ebenso wenig um meine Probleme herum zu reden, muss keine schönen Worte machen. Gott versteht, wie es mir zu Mute ist. Er hat meine Lage im Blick und kann sie auch richtig einschätzen. Gott ist mit meinen Umständen nicht überfordert!

Deshalb fasse ich heute Mut und bete mit den Worten Davids: Du, HERR, sei nicht ferne; meine Stärke, eile, mir zu helfen! Amen.

Autor/-in: Wolf-Dieter Kretschmer