30.01.2024 / Wort zum Tag

Schau nach

Isai sprach zu David: Sieh nach deinen Brüdern, ob’s ihnen gut geht.

1. Samuel 17,18

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Acht Brüder: Drei der Brüder sind mit Saul in den Krieg gezogen und stehen dem Riesen Goliath gegenüber. Der Jüngste der acht Brüder wird vom alt gewordenen Vater Isai losgeschickt: „David, schau mal nach, wie es deinen Brüdern geht, die mitten im Kampf sind, die einem Riesen gegenüberstehen. Sieh nach und bring deinen Brüdern etwas mit. Reichlich Käse und Brot – damit sie gestärkt werden.“

Wenn Isai heute noch leben würde: Zu wem würde Isai Sie heute schicken?

Verwandte, Bekannte, Menschen aus Ihrer Gemeinde – nein, es geht nicht darum, übergriffig zu werden. Sich in Lebenssituationen einzumischen, die einen nichts angehen. Es geht darum ein Gespür dafür zu bekommen, wer gerade mitten in einem Kampf steht. Im Kleinkrieg des Familiengefechts; im Kampf mit dem Vorgesetzten, der sich wie ein Riese aufführt; gefangen in einer „Habachtstellung“, aus der man nicht mehr herauskommt.

Vielleicht fallen ihnen jetzt Menschen ein, zu denen sie schon lange einmal Kontakt aufnehmen wollten. Nachsehen und erspüren, wie ich diesen Menschen Stärkung geben kann. Das kann durch ganz alltägliche Unterstützung geschehen. Durch ein Gespräch, durch praktische Haushaltshilfe – der Heilige Geist möge hier Kreativität und einen klaren Blick schenken, das richtige Wort zur richtigen Zeit zu finden.

Damals wie heute gilt: Der Dank derer, nach denen ich schaue, ist nicht garantiert. Im biblischen Bericht, wird später Folgendes erzählt :

„Als Eliab, sein ältester Bruder, (David) reden hörte mit den Männern, wurde er zornig über David und sprach: ‚Warum bist du hergekommen? Und wem hast du die wenigen Schafe dort in der Wüste überlassen? Ich kenne deine Vermessenheit wohl und deines Herzens Bosheit. Du bist nur gekommen, um dem Kampf zuzusehen.‘“ (1. Sam 17, 28).

Harte Vorwürfe! Da schaut der jüngere Bruder und will Gutes tun – und dann das. Boshaftigkeit und verantwortungsloser Eigensinn werden David unterstellt…

Das kann bis heute passieren. Ich will helfen, und es werden Unterstellungen gemacht. Etwa so: „Du wolltest doch gar nicht helfen – es ging doch nur um dich selbst…“

Ich kenne Menschen, die hilfsbereit waren und sich nach solch einem Erlebnis zurückgezogen haben. Warum noch anderen helfen, wenn Undankbarkeit und Vorwürfe der Lohn sind?

Bitte lassen Sie sich nicht entmutigen. Es gibt eine Reihe biblischer Gestalten, die solche Erfahrungen gemacht haben. Ob David, viel später der Apostel Paulus oder Jesus, der Sohn Gottes – wenn sie nur dann gehandelt hätten, wenn ihnen der Dank und die Anerkennung garantiert worden wären – sie hätten wohl nichts unternommen. Es ist verletzend, wenn meine Bereitschaft nach dem anderen zu sehen mit Boshaftigkeit quittiert wird. Aber diese Verletzungen hefte ich ans Kreuz Jesu. Durch sein Sterben und Auferstehen kann Christus diese Verletzungen absterben lassen – um mich dann neu loszuschicken: „Sieh nach deinen Brüdern, ob’s ihnen gut geht.“

Autor/-in: Pfarrer Andreas Hannemann