23.12.2022 / Wort zum Tag

Schaffen wir das?

HERR, erhebe dich in deiner Kraft, so wollen wir singen und loben deine Macht.

Psalm 21,14

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Wir schaffen das! Seit einigen Jahren ist das ein geflügeltes Wort, das nicht unumstritten geblieben ist. Nicht zuletzt deshalb, weil darin ja die Überzeugung mitschwingt, wir hätten die Dinge im Griff und würden das „Kind schon schaukeln“. Das ist im Hinblick auf die Flüchtlingskrise 2015 und 2016 ja schon halbwegs gelungen – und ich war selbst als Leiter eines Flüchtlingsheims an der Schweizer Grenze Teil davon – aber ich bezweifle dennoch, dass wir das wirklich schaffen.

Die Herausforderungen sind deutlich größer geworden. Geflüchtete sind in diesem Jahr weit mehr nach Deutschland gekommen, als noch 2015 und dazu kommt die Energiekrise, die Krise in der Ukraine, die Inflation und damit verbundene weltweite Auswirkungen. Der Eindruck verstärkt sich stetig, dass die Verantwortlichen und Mächtigen die Dinge nicht mehr so ganz im Griff haben. Sie sind zwar verantwortlich, haben aber oft keine Antworten mehr.

In unserem heutigen Königspsalm vermittelt David uns ein ähnliches und zugleich völlig anderes Bild. Er ist der König Israels und weiß zugleich, dass er das lediglich von Gottes Gnaden her ist. Sein Königtum, sein Regieren und Handeln sind völlig abhängig von Gottes Eingreifen und Hilfe. Darüber spricht er hier. Das hat er zum Teil schmerzlich erfahren und lernen müssen.

Wie das immer so ist, so haben Verantwortungsträger nicht nur dankbare Jünger, sondern auch erbitterte Gegner. David spricht hier von „Feinden“, die ihm Übles anzutun gedachten und die – dank Gottes Bewahrung – nicht zum Zuge kamen. Das ist für ihn ein großes Geschenk, denn er weiß sehr wohl, dass er nicht in der Lage gewesen wäre, diesem Widerstand angemessen zu begegnen.

Aber er verstrickt sich auch nicht in einem Gewirr von Kämpfen, sondern gibt dieses Problem an Gott ab. „Denn du wirst machen, dass sie den Rücken kehren; mit deinem Bogen wirst du auf ihr Antlitz zielen“, heißt es in V. 13. 

Wir werden das nicht verhindern können, dass uns der Wind zeitweise ins Gesicht bläst. Egal, wo wir uns im Reich Gottes engagieren, wir sind im Fadenkreuz des Widersachers Gottes. Überzeugte Nachfolge Christi ist kein „Ponyhof“. Da geht es um viel und das erzeugt Spannungen.

David hat das im Rahmen seiner Berufung verschiedentlich hautnah erlebt. Der Freude über die göttliche Berufung stand immer wieder auch der Widerstand unterschiedlichster Feinde – bis hin in die eigene Familie – entgegen. Und David weiß sich in der Tat nicht selbst zu helfen. Deshalb kommt er dann auch zu unserem heutigen Bibelwort: „Herr, erhebe dich in deiner Kraft, so wollen wir singen und loben deine Macht.“ 

David weiß, dass er selbst nicht mit all den anstehenden Herausforderungen zurechtkommen wird und bittet Gott deshalb um sein Eingreifen. Nur, wenn Gott sich in seiner Kraft einmischt, ist das Problem zu lösen und dann ist natürlich Dankbarkeit und Lobgesang angesagt.

Ich wünsche Ihnen für diesen Tag, dass auch Sie die Lasten, die Sie drücken, abgeben können an den, der sie problemlos bewältigen kann und Sie dankbar, gelassen und fröhlich durch diesen Tag gehen können!

Autor/-in: Bernhard Heyl