16.04.2011 / Wort zum Tag

Sacharja 9,10

Seine Herrschaft wird sein von einem Meer bis zum andern und bis an die Enden der Erde.

Sacharja 9,10

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Herrschaft – das Wort klingt nicht gut in den Ohren moderner Menschen. Herrschaften nannte man früher begüterte Leute, die sich Dienstboten halten konnten. Heute verwendet man den Begriff nicht mehr. Er klingt altmodisch und verstaubt. Schlimmer noch: Er klingt undemokratisch. Herrschaft – muss man so etwas überhaupt über sich dulden? Allenfalls lassen wir uns regieren, und auch das manchmal nur widerwillig. Beherrschen lassen wir uns schon lange nicht mehr!

Eine demokratische Grundordnung ist ein großes Geschenk, das nicht hoch genug geschätzt werden kann. Wer nie unter einer Diktatur leben musste, ist leicht geneigt, es für selbstverständlich zu nehmen. Herrschaft nur eines Menschen oder einiger weniger über alle anderen lehnen wir mit Recht heute ab. Wir sind solidarisch mit denen, die unter Willkür und Gewalt leiden.

Aber dieser offensichtliche Missbrauch von Herrschaft verstellt uns den Blick dafür, was die Bibel mit diesem Begriff eigentlich meint. Eine Gewaltherrschaft durch Menschen wird auch in der Bibel schon scharf kritisiert. Sie steht im Widerspruch zur Herrschaft Gottes. Diese Herrschaft aber wird kommen, und das ist in allen biblischen Texten eine gute Nachricht. Sogar die beste Nachricht überhaupt.

Wir genießen in unserem Land große politische Freiheiten. Aber gibt es Herrschaft nur durch politische Kräfte? Was bestimmt zum Beispiel unsere Wünsche und Sehnsüchte? Was unser Kaufverhalten? Es gibt gesellschaftliche Konventionen und Zwänge, denen wir folgen. Es gibt bewusste und unbewusste Strebungen in uns selbst, die uns durchaus nicht immer nur zum Guten gereichen. Und wie viele Menschen sind geradezu beherrscht von Angst und Sorge!

Irgendetwas wird uns immer ein ganzes Stück bestimmen. Das Ziel ist nicht, möglichst unbeherrscht zu sein. Herrschaft ist nicht an sich etwas Schlechtes. Ein starker und stabiler Staat kann die Freiheit seiner Bürger viel besser schützen als ein schwacher. Und wer würde sich im unbekannten Gelände nicht gern einem guten Guide anvertrauen? Die Frage muss lauten: Wem dient, was uns beherrscht? Ist es gut für uns, und ist es auch gut für die anderen? Oder zerstört es uns und die Gemeinschaft, in die wir gestellt sind?

Die Menschen der Bibel wissen etwas von der Macht Gottes zu berichten, die auch Furcht wecken kann. Aber Gottes Herrschaft ist keine Gewaltherrschaft. Die Bibel ist überzeugt: Wenn Gott herrscht, ist das gut für uns. Es macht Sinn, auf ihn zu hören. Er hat das Leben erfunden. Er weiß auch am besten, wie man es lebt.
Wer wissen will, wie Gott wirklich ist, der schaut sich am besten Jesus an. In Jesus nutzt Gott seine ganze Macht, um uns Menschen zu einem Leben zu befreien, wie er es sich von Anfang an vorgestellt hat. In Jesus wird diese Art von Herrschaft einmal endgültig die Oberhand gewinnen. In einem alten Lied heißt es: „Dass Jesus siegt, bleibt ewig ausgemacht.“ Das ist doch wirklich eine gute Nachricht.

 

Autor/-in: Martin Leupold