03.07.2013 / Wort zum Tag

Römer 8,35

Wer will uns scheiden von der Liebe Christi? Trübsal oder Angst oder Verfolgung oder Hunger oder Blöße oder Gefahr oder Schwert?

Römer 8,35

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Verrostet hängt es am Brückengeländer. Eins von Tausenden. Und trotzdem ist dieses Vorhangschloss ein ganz besonderes. Zwei Menschen, die sich lieben und für immer treu bleiben wollen, haben das Vorhangschloss hier angebracht. Doch es kann nie mehr geöffnet werden. Denn die Schlüssel wurden in den Fluss geworfen. Gemeinsam von den Verliebten. Immer häufiger sieht man diese besonderen Schlösser an Brückengeländern und begonnen hat der Brauch in Deutschland auf der Kölner Hohenzollernbrücke.

Ich freue mich immer wieder, wenn Menschen sich gegenseitig ihre Liebe bestätigen und einander treu sein wollen. Wobei jeder weiß, dass diese Liebe zerbrechlich ist und gepflegt sein will. Zu schnell kann sich etwas zwischen die Liebenden schieben und einen Abstand schaffen. Und genau das ist in unserem Lehrtext mit dem Wort scheiden gemeint: Einen Zwischenraum schaffen.

Für mich ist das ein schrecklicher Gedanke. Vielleicht eines Tages feststellen zu müssen, dass sich die Liebe meiner Frau immer weiter entfernt. Doch dem beugen wir vor. Und gerne bestätigen wir uns hin und wieder die gegenseitige Zuneigung. Auch wenn kein Vorhangschloss mit unseren Namen an einem Brückengeländer hängt.

"Wer will uns scheiden von der Liebe Christi", so fragt der Apostel Paulus in seinem Brief an die Christen in Rom. Etwas weiter im Text gibt er dann die Antwort: Nichts und niemand kann die Christen scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist. Damit will Paulus bestätigen, dass es zwischen der Liebe Christi und den Christen keinen Abstand geben kann.

Der Brief des Paulus erreicht die Christen in Rom in schwierigen Zeiten. Es regiert der römische Kaiser Nero, ein umstrittener Despot. Wenige Jahre später wird Nero die Stadt Rom anzünden und die Schuld daran den Christen in die Schuhe schieben. Grausam werden sie dann verfolgt, gequält und zu Tausenden getötet.

Als die Christen in Rom den Brief des Apostel Paulus bekommen, zeichnet sich das alles schon ab. Sicher kennt Paulus ihre Angst und ihre Sorgen. Und ihre Gedanken und Fragen, ob es möglicherweise etwas geben kann, was sie von der Liebe Christi trennen könnte. Dann führt Paulus einige mögliche Dinge auf. Zum Beispiel den Kampf um das tägliche Überleben. Paulus beschreibt das als Hunger und Blöße.

Oder es ist der Druck von außen. Diese ständigen Angriffe auf den Glauben. Trübsal sagt Paulus dazu. Paulus schreibt auch von Verfolgung, von Gefahr und vom Schwert als Symbol für den Tod als Märtyrer. Damit meint er, dass es für die Christen lebensbedrohlich werden kann.

Was Paulus in dieser Liste aufgeführt hat, forderte die Christen in der antiken Welt jeden Tag heraus. Aber auch heute sind die aufgeführten Umstände für viele Christen auf dieser Welt bittere Wirklichkeit. Und wir im friedlichen Europa können für sie beten.

Aber warum denken Christen, dass schwere Umstände sie möglicherweise von der Liebe Christi trennen können? Ist es vielleicht die Angst, im Glauben zu versagen? Oder der Zweifel an Gottes guter Führung?

Oder wird da etwas verwechselt? Dabei geht es doch um die Liebe Christi zu den gläubig gewordenen Menschen. Und nicht um die andere Richtung. Es geht nicht um meine oder ihre Liebe zu Jesus Christus. Zugegeben, die ist manchmal sehr schwankend. Meine Liebe zu Jesus hängt wirklich oft davon ab, was gerade mit mir geschieht.

Deshalb bin ich dem Apostel Paulus dankbar für seine Bestätigung und seinen Trost. Nichts und niemand kann mich von der Liebe Christi trennen. Seine Liebe zu mir ändert sich nie. Komme was da wolle.

Autor/-in: Herbert Laupichler