24.03.2009 / Wort zum Tag

Römer 8,18

Paulus schreibt: Ich bin überzeugt, dass dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll.

Römer 8,18

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Keine leichte Lektion, aber eine wichtige, ja im wahrsten Sinne des Wortes gewichtige. Paulus führt uns mit diesem Satz auf einen orientalischen Markt. Hinter jedem Marktstand stehen Verkäufer. Tische biegen sich unter dem Gewicht von Früchten, Mehl, Gewürzen. An jedem Stand steht eine Balkenwaage. Auf die eine Schale kommt der Gewichtsstein, auf die andere Waagschale kommen das Gemüse, das Obst, die Körner und das Mehl.

So wie Mehl und Salz auf die Waagschale gehäuft werden, so häufen sich die Leiden in unserem Leben und drücken uns tief nach unten. Bedrohlich tief senkt sich manche Schale. Und dann legt der Händler den Gewicht-Stein in die andere Schale. Sofort verändern sich die Proportionen. Der Gewicht-Stein wiegt viel schwerer.

Hat Herrlichkeit wirklich etwas mit einem Gewicht–Stein zu tun? Ist herrlich nicht das, was unser Leben leicht macht? Locker und unbeschwert? Offenbar ist es umgekehrt. Herrlichkeit hat Gewicht. Das Wort für Herrlichkeit in hebräisch, der Sprache des Alten Testamentes heißt "Kabod". Man kann das ganz einfach mit "Schwere" übersetzen. Schwere, Gewicht. Herrlichkeit ist nicht einfach das, was glänzt und glitzert, sondern das, was unserem Leben Gewicht gibt. Was unser Leben gewichtig, also wichtig macht.

Warum? Die Antwort liegt schon im Wort verborgen: In Herrlichkeit steckt Herr.
Wer Jesus als Herrn im Leben hat, führt ein herrliches Leben. Immer wieder sagt uns Jesus, dass seine Leute da sind, wo er auch ist. Er, der Herr, ist bei den Leidenden. Tief drückt das Gewicht von Schmerzen die Waagschale nach unten. Nein, Schmerz wird nicht immer gleich weggenommen. Manchmal lädt uns Jesus sogar noch mehr Schmerzen auf die Waagschale. Aber jede Begegnung mit ihm gibt unserem Leben Gewicht, und viele können das gerade in schweren Stunden bezeugen: „Wir sahen seine Herrlichkeit.“ Dies ist das entscheidende Gegengewicht.

Schwer lastet Schuld in der Waagschale. Und nun werden zwei schwere Holzbalken in die andere Schale gelegt und wir beginnen zu begreifen: Schuld wird nicht einfach weggenommen, sondern aufgewogen durch die Liebe von Jesus auf Golgatha.

Schwer belastet Ungerechtigkeit den Frieden. Und nun bezeugen alle Schriften der Bibel das eine: Das letzte Wort hat nur einer: Der Menschensohn, der Richter Jesus Christus. Am Ende hat nur noch sein Wort Gewicht.

Die Angst vor dem Tod drückt tief nach unten. Und nun legt sich auf die andere Waagschale der Grabstein, der am Ostermorgen vom Grab weggewälzt wurde.

Als herrliche Leute sind wir weder leidensscheu noch leidensverliebt. Wir wollen einfach da sein, wo der Herr ist. Ich wünsche Ihnen, dass Sie heute beten können: „... denn dein ist die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.“
Autor/-in: Pfarrer Matthias Adt