10.07.2011 / Wort zum Tag

Römer 8,1

Es gibt keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind.

Römer 8,1

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Wir sind auf einer Familienfreizeit. In den morgendlichen Bibelgesprächen beschäftigen wir uns mit dem Römerbrief. Gemeinsam steigen wir ins Thema ein. „Heute starten wir mal ein kleines Experiment“, sagt Thomas, der Leiter der Freizeit. „Stellt euch folgende Situation vor: Klassenfahrt der achten Klasse. Es geht nach Berlin. Frau Müller, die Lehrerin, verteilt am Tag vorher die Tickets für den ICE. ‚Aber passt auf, dass ihr sie nicht verliert!‘, bittet sie die Schüler. Weil Micha krank ist, nimmt Olli das Ticket für seinen Nachbarn mit. ‚Ich kann nach dem Sport bei ihm vorbeigehen‘, sagt er. Frau Müller ist sich nicht sicher, ob das eine gute Idee ist. Olli hat schon so manches verbummelt. Aber sie gibt ihm eine Chance. Olli verstaut die Tickets in seiner Hosentasche. Dann geht er zum Sport, zieht sich um, schmeißt seine Sachen auf die Wiese und rennt los. Als er abends bei Micha ankommt, sind die Tickets weg, beide. Zusammen ein Wert von 50 €.“

„Soweit die Situation“ sagt Thomas. „Aber was machen wir nun damit? Wie würdet ihr die Geschichte zu Ende schreiben?“ Jetzt sind wir dran. In Gruppen verteilt sollen wir das Ende dieser Situation vorspielen. Nach einer halben Stunde treffen wir uns wieder. Aus der ersten Gruppe steht eine Jugendliche auf. Sie spielt Ollis große Schwester: „Klar ist Olli Schuld. Er hat ja nicht aufgepasst. Nun muss er die Suppe selber auslöffeln. Das heißt: Sparschwein knacken und zwei neue Tickets kaufen!“

In der zweiten Gruppe übernimmt eine ältere Frau die Rolle von Ollis Mutter: „Wir sollten Olli eine Chance geben“, sagt sie. „Am besten wir schießen das Geld vor und Olli  stottert es nach und nach bei uns ab. Dann tuts ihm nicht so weh!“
 
In der letzten Gruppe spielt ein junger Mann die Rolle von Michas Vater: „Olli hat nicht aufgepasst. Keine Frage. Er ist eindeutig Schuld. Und es ist ja auch nicht das erste Mal passiert.“ Wir als Publikum nicken zustimmend. Doch dann fährt Michas Vater fort:  „Aber es tut Olli doch leid. Er hat es gut gemeint, als er für Micha die Karte mitgenommen hat. Und nun soll er dafür noch bestraft werden? Nein! Ich habe beschlossen, den Schaden selber zu übernehmen.“

Betretenes Schweigen. Damit hatte keiner gerechnet. Nun grummelt es an verschiedenen Ecken. Die einen meinen: „So einfach kann man es ihm doch nicht machen! Immer der leichte Weg!“ Und die anderen finden: „Der Junge sollte doch eigentlich was aus dieser Geschichte lernen! Und nun das! “ Die Wogen gehen hoch! Doch dann werden wir nachdenklich. Ist es nicht gerade das, was wir unseren Kindern und Jugendlichen über den Glauben an Jesus Christus vermitteln wollen? Eine zweite und dritte oder gar vierte Chance geben? Nicht fallen lassen? Wieder gut machen? Auf die Beine stellen?

Gemeinsam lesen wir den Bibelvers aus Römer 8,1: „Es gibt keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind.“ Paulus fasst darin noch einmal unsere ausweglose Situation zusammen. Klar bin ich schuldig geworden. Oft hat mir Gott  gesagt, was gut und böse ist. Doch weder das Gesetz noch irgendwelche andere Richtschnur spricht mich frei. Nichts rettet mich vor dem sicheren Urteil, weil ich bei Gott nichts vorweisen kann. Ich bin schuldig!
Damit sind alle Illusionen dahin. Es bleibt nur noch Jesus. Er setzt sich für mich ein. Er zahlt, was ich aufbringen müsste. Und das, obwohl ich es anders verdiene − so wie Olli. Jesus Christus spricht mich frei. Er bewahrt mich davor, von Gott verurteilt zu werden. Das bewirkt seine Liebe. Und damit rettet er die Freundschaft zwischen Gott und mir.
 

Autor/-in: Silke Stattaus