18.04.2011 / Wort zum Tag

Römer 6,11

Betrachtet euch als solche, die für die Sünde tot, für Gott aber lebendig sind, in Christus Jesus.

Römer 6,11

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Durch die Bibel weiß ich: Es gibt keinen Menschen, der in seinem Leben nie schuldig geworden ist, schuldig vor Gott, schuldig an anderen Menschen, schuldig an sich selber. Viele schleppen ihre Schuld mit sich herum. Es kann sehr quälend sein, wenn unser Gewissen uns an unsere Schuld erinnert. Natürlich können wir sie verdrängen. So mancher ist ein wahrer Meister im Verdrängen. Aber dadurch ist die Schuld nicht wirklich weg. In der Bibel steht: Es gibt keinen Unterschied: Alle sind schuldig geworden und haben die Herrlichkeit verloren, in der Gott ursprünglich den Menschen erschaffen hatte.

Kürzlich habe ich einen Gottesdienst erlebt, in dem im Altarraum ein Eimer voller Nägel stand. Der Prediger lud ein, nach vorn zu kommen. Jeder konnte sich einen Nagel nehmen. Dann sagte er: Schlagt alle eure Schuld mit dem Nagel symbolisch ans Kreuz; gebt alle eure Sünden weg. Wenn sie angenagelt sind, können sie euch nicht mehr belasten. Schuld vor Gott bekennen, um Vergebung bitten in der Gewissheit, dass Gott bereit ist zu vergeben und uns frei zu machen, das ist wahres Glück. Im Johannesevangelium lesen wir: Wenn wir unsere Verfehlungen eingestehen, können wir damit rechnen, dass Gott treu und gerecht ist: Er wird uns dann unsere Verfehlungen vergeben und uns von aller Schuld reinigen. Sie ist dann weg. Sie kann uns nicht mehr verklagen. Sie darf unser Gewissen nicht mehr beschweren. Im Wort zum Tag wird uns sogar gesagt: Ihr sollt euch als solche ansehen, die für die Sünde tot sind, aber für Gott leben in Christus Jesus, unserem Herrn. Welch eine Botschaft, die uns an diesem Tag zugerufen wird, eine Botschaft, nicht nur für heute, sondern für jeden Tag in unserem Leben!

Tot für die Sünde. Tot sein – das heißt: keine Atmung mehr, keine Bewegung, kein Stoffwechsel, kein Wachstum, keine Reaktion - weder auf Hitze noch auf Kälte. Natürlich ist der Tod etwas Schreckliches, wo immer wir ihm begegnen. Und nun wird uns gesagt, dass wir uns für tot halten sollen, jedenfalls auf einem ganz bestimmten Gebiet: Sünde soll auf uns keinen Reiz mehr ausüben, kein Interesse wecken, nicht zum Zug kommen, so als hätten wir gar kein Organ dafür.

Ich rede jetzt nicht von einzelnen Sünden, sondern von der Macht, die uns dazu bewegt, immer wieder Dinge auch gegen unser besseres Wissen zu tun. Wer möchte nicht frei sein von solchen Zwängen? Aber wie? Der Apostel Paulus wendet sich nicht an unseren guten Willen. Die Sünde ist wie ein Erpresser. Sie lauert vor der Tür. Sie versucht, sich immer wieder in Erinnerung zu bringen und uns in unserem Gewissen zu stören; ja, sie hat genug Argumente, um uns zu belasten. Paulus erinnert uns Christen an unsere Taufe. Durch die Taufe sind wir gleichsam mit Christus gestorben, tot für die Sünde, auch wenn wir ihre Macht durchaus noch fühlen. Das Alte ist wirklich vergangen, wenn wir es ans Kreuz genagelt haben. Neues ist geworden, ein neues Leben in Christus – für Gott, für diese Welt, für unsere Mitmenschen.

Wenn mich meine Sünden verklagen, dann darf ich siegesgewiss sagen. Was wollt ihr? Für euch bin ich tot. Wer würde schon einen Toten verklagen wollen? Ich bin mit Christus gekreuzigt, gestorben, begraben und auferstanden. Christus ist jetzt mein Leben. Bin ich mit ihm gestorben, ist auch alle meine Schuld begraben. Schuldgefühle, die mich plagen und mir den Seelenfrieden rauben wollen, gehören in die Erde. Sie sollen dort längst vermodert sein. Das Kreuz Jesu, wo immer ich es betrachte, erinnert mich: für die Macht der Sünde bin ich tot. Ich lebe von der Vergebung aller meiner Schuld.

Und so ermutige ich zu hören und zu befolgen, was das Wort zum Tag  uns heute sagt: Betrachtet euch als solche, die für die Sünde tot, für Gott aber lebendig sind, in Christus Jesus.
 

Autor/-in: Pastor i. R. Dietrich Otto