07.07.2011 / Wort zum Tag

Römer 5,11

Wir rühmen uns Gottes durch unsern Herrn Jesus Christus, durch den wir jetzt die Versöhnung empfangen haben.

Römer 5,11

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Kinder wollen gelobt werden. Sie wollen hören, dass sie gut sind. Wollen stolz auf sich sein. Das fördert ein gesundes Selbstbewusstsein. Früher geizten viele Eltern mit Lob. „Nicht geschimpft ist genug gelobt“, hieß es. Man hatte Angst, dass die Kinder eingebildet wurden, stolz. Und Stolz galt gerade unter christlichen Eltern als etwas ganz Schlimmes. Heute sehen Pädagogen das anders. Man weiß: Es ist wichtig, dass Kinder gelobt werden für Dinge, die sie gut gemacht haben. Klar muss das gut dosiert sein, man soll natürlich nicht jeden Schwachsinn loben. Aber zu wenig Lob in der Kindheit kann dazu führen, dass man als Erwachsener ständig auf Anerkennung aus ist. Dass man sich beweisen muss, immer erzählen muss, wie gut man etwas gemacht hat, immer bewundert werden muss. Manchmal ist das echt anstrengend, wenn Menschen so mit ihren Leistungen und Erfolgen angeben, sich pausenlos selber rühmen. Aber ein bisschen kann ich das verstehen, denn manchmal steckt es auch in mir. Wer will nicht gerne Anerkennung und Lob, auch als Erwachsener?

Wenn aber einer mir sagen würde: Du, ich verfolge dein Leben vom ersten Tag an. Ich habe dich im Blick, du bedeutest mir unglaublich viel. Was dich beschäftigt, interessiert mich, und wenn du traurig bist, weine ich mit. Ich freue mich über das, was dir gelingt, und ich helfe dir, wenn du versagst. Ich ertrage deine schlechten Launen und deine Sprunghaftigkeit, ja ich liebe dich selbst dann noch, wenn du gar nichts mehr von mir wissen willst. Was du Böses tust, das trage ich dir nicht nach, ich vergesse es ganz schnell. Du bedeutest mir so viel, dass ich mein Leben für dich einsetze. Dass ich alles stehen und liegen lasse, wenn du mich brauchst. So eine Liebe, die würde ich mir schon gerne gefallen lassen. Die würde ja auch alles ausgleichen, was mir in der Kindheit zu wenig an Anerkennung zukam. Da könnte ich mich fallen lassen, mich geborgen fühlen, bedingungslos anerkannt.

Und so eine Liebe gibt es ja wirklich. Genau so liebt Jesus mich, sagt Paulus im Römerbrief. Als ich noch nichts von ihm wissen wollte, hat er schon sein Leben für mich gegeben. Er bringt sich um für mich, damit ich Frieden mit Gott und ewiges Leben bekomme. So viel bin ich ihm wert. Und darum, sagt Paulus, hab ich es nicht nötig, mich selber zu rühmen. Er tut es übrigens, sich selber rühmen, an mehreren Stellen im Neuen Testament verweist er darauf, was er alles geleistet hat. „Ich habe mehr gearbeitet als sie alle“, erklärt er z. B. einmal. Also das ist hier kein Aufruf zu falscher Bescheidenheit. Aber vor allem, sozusagen als Vorzeichen vor der Klammer, steht: Ich rühme mich Gottes durch unsern Herrn Jesus Christus. Was Gott getan hat, stellt alles in den Schatten, was ich je tun könnte.

Und wenn ich es genau betrachte, gibt das meinem Selbstbewusstsein gerade die nötige Unterfütterung. Klar darf ich stolz auf mich sein, wenn mir etwas gelungen ist. Aber der Stolz bleibt im Rahmen, und darüber steht, sozusagen als Überschrift: Ich bin stolz auf meinen großartigen Gott.

Autor/-in: Pastorin Luitgardis Parasie