08.05.2009 / Wort zum Tag

Römer 1,16

Ich schäme mich des Evangeliums nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die daran glauben.

Römer 1,16

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Ich habe ihn noch gut vor Augen. Mittelgroß war er, dunkelhaarig, gut aussehend, durchtrainiert. Er war als englischer Major im Zweiten Weltkrieg tätig gewesen und wurde dann in Ehren und mit militärischen Orden verabschiedet. Von da ab wollte er nur noch eins: Jungen Menschen von Jesus Christus erzählen, sie zum Glauben an ihn einladen. Dazu kaufte er schon 1948 ein Schloss im Norden Englands und lud als Zeichen der Versöhnung junge Deutsche dorthin ein. So entstand die Fackelträger-Arbeit, die heute mit 23 Zentren rund um die Welt aktiv ist und das gleiche Ziel verfolgt, das Major Thomas damals hatte: Junge Menschen zum persönlichen Glauben an Jesus Christus einzuladen.

Warum ich gerade bei diesem Bibelwort an Major Thomas denken muss? Weil ich in ihm jemanden getroffen habe, der sich wirklich nicht geschämt hat. Kaum dass er wieder einen jungen Menschen, der per Anhalter unterwegs war, in sein Auto eingeladen hatte, kam er schon ins Gespräch mit ihm über den Glauben. Das war nie verkrampft und überhaupt nicht dränglend. Aber es war klar und zum Ziel führend. Ich weiß nicht, wie viele junge Leute sich bei solchen Autofahrten zu Jesus bekehrt haben. Es waren sehr viele.

Wenn der Apostel Paulus in seinem Römerbrief bekennt, dass er sich des Evangeliums nicht schämt, dann war dieser englische Major einer, der es wie Paulus gemacht hat. Er war sich nie zu schade, und vor allem, er hatte nie Angst vor Menschen. Er brauchte auch keine großen Abholphasen: Als er mich selbst ansprach, nach einer Evangelisation in Norden in Ostfriesland, mit der Frage, ob ich Jesus als meinen persönlichen Heiland schon kenne, war das für mich überhaupt nicht unangenehm, - auch wenn ich auf eine solche Frage nicht gefasst war.

Wie kam Major Thomas zu einer solchen Haltung, die ja heute eher ungewöhnlich ist? Wie viel Menschenfurcht ist unter uns, wenn es darum geht, sich zum Glauben an Jesus zu bekennen! Die Leute könnten uns ja für Spinner halten, für ewig Gestrige, für Menschen, die nicht mit der Zeit gehen. Dann doch lieber schweigen und den Glauben zur Privatsache erklären, - so denken jedenfalls viele. Lieber nicht auffallen und sich der Mehrheit anschließen, zumal in einer Zeit, in der Toleranz gefragt ist und nicht eine persönliche Überzeugung, die den Anspruch erhebt, eine verbindliche Wahrheit zu sein.

Was hat Major Thomas bewogen, dass er sein Leben lang nicht mit dem Strom geschwommen und den Wölfen geheult hat? Ich denke, dass der Nachsatz des Pauluswortes auch für Major Thomas der entscheidende Satzteil war. „Denn Kraft Gottes ist es, das Evangelium, zur Rettung für jeden, der glaubt.“ Das ist der entscheidende Punkt. Der, der sich da nicht schämt, weiß, warum er sich nicht schämen muss. Er verkündet die beste Botschaft, die es gibt. Er verkündet keine Buchweisheit, sondern den lebendigen Jesus, der mit seiner Kraft auch heute da ist. Das verändert allerdings alles. Wer das weiß und Jesus mit seiner Kraft in Anspruch nimmt, dem geht es ähnlich wir mir mit meinem Krafttrainingsprogramm, das ich seit viereinhalb Jahren mache: Ich rede davon, weil ich davon überzeugt bin. Meine Muskeln sind wieder kräftiger geworden, und ich wünsche mir, dass sie auch bei andern stärker werden. Von Schamgefühl ist da keine Spur.

Major Thomas hat einmal den schönen Satz gesagt: „Nehmt die Kraft Jesu Christi in Anspruch, denn er erfreut sich bester Gesundheit.“ Ja, das ist es. Und wer das tut, und diese Kraft, die täglich für uns da ist, in Anspruch nimmt, der wird sich auch nicht mehr schämen. Ganz im Gegenteil, er möchte, dass auch andere den finden, der ihn täglich beschenkt.
Autor/-in: Pfarrer i. R. Hartmut Bärend