24.10.2018 / Wort zum Tag

Reifenpanne

Seht zu, dass euch niemand einfange durch die Philosophie und leeren Trug, die der Überlieferung der Menschen und den Elementen der Welt folgen und nicht Christus.

Kolosser 2,8

Ihr Browser unterstützt HTML5 Audio nicht!

Wie leicht oder schwer ist es, dass ich mich von den Meinungen und Stimmungen anderer Menschen beeinflussen lasse? Kann es sein, dass mein Vertrauen zu Gott eingeschränkt wird durch das, was andere Menschen so allgemein denken und sagen? Diese Fragen stelle ich mir nach einer interessanten Erfahrung, die ich vor einiger Zeit gemacht habe. Bei einer längeren Ausfahrt mit meinem Rennrad ist mir der Schlauch des Hinterrades geplatzt. Ausgerechnet an einer Stelle, die nicht sehr belebt ist und leider auch schon sehr weit von meinem Zuhause entfernt. Dummerweise hatte ich kein Werkzeug und keinen Ersatzschlauch dabei, wie es eigentlich üblich ist. Ärgerlich über mich selbst machte ich mich auf einen längeren Fußweg gefasst. So konnte ich ja nicht weiterfahren, sondern musste mein Rad schieben.

Wie überrascht war ich, als mir plötzlich geholfen wurde. Ich hatte mich erst wenige Minuten auf den Weg gemacht, da tauchte ein Rennradfahrer neben mir auf. Er hielt an und fragte, ob er helfen könnte. Ja, klar! Weil er alles dabei hatte, was in solch einem Fall nötig ist, war mein Hinterrad schnell repariert. Ich konnte meine Ausfahrt fortsetzen. In meinen Gedanken aber habe ich erst allmählich begriffen, was da gerade passiert war. Mir wurde klar, wie ungewöhnlich es ist, dass an dieser einsamen Stelle ausgerechnet zum Zeitpunkt meiner Radpanne jemand vorbeikommt. Nicht nur irgendjemand, sondern einer, der wie ich mit seinem Rennrad eine Tour unternahm, aber anders als ich, ein entsprechendes Reparatur-Set dabei hatte.

Ich musste denken: was für ein Geschenk! Soll ich das Zufall nennen oder wie ein Wunder ansehen und Gott für dieses Geschenk danken? Dabei hatte ich gar nicht gebetet. Im Moment der Reifenpanne hatte ich überhaupt nicht an Gott gedacht. Wollte Gott mir durch die außergewöhnliche Hilfe zeigen, dass er aber an mich denkt, mich sieht in meiner Not und mir beisteht? Viele Fragen und Gedanken gingen mir nun auf der fortgesetzten Radtour durch den Kopf. Warum habe ich mich nicht an Gott gewandt mit der Bitte, mir zu helfen? Meinte ich vielleicht, solch eine Radtour ist doch viel zu banal. Gott hat Wichtigeres zu tun, als sich um eine Reifenpanne zu kümmern. Oder rechne ich letztlich gar nicht mit der Möglichkeit, dass Gott mir an dieser Stelle helfen kann. Glaube ich es nicht, dass Gott so ungewöhnlich und wundersam handeln kann, also glaube ich letztlich nicht an Wunder?

Und plötzlich merke ich, wie diese Fragen und Gedanken das berühren, was Paulus hier im Kolosserbrief anspricht:

„Seht zu, dass euch niemand einfange durch die Philosophie und leeren Trug, die der Überlieferung der Menschen und den Elementen der Welt folgen und nicht Christus.“

Ich muss mich fragen, ob ich vielleicht schon eingefangen bin vom leeren Trug, der den Überlieferungen der Menschen und den Elementen der Welt folgt und nicht Christus? Gehört zu diesen Dingen nicht auch die Meinung, Gott kümmert sich nicht um so banale und alltägliche Kleinigkeiten wie ein geplatzter Reifen? Gott hat Größeres und Bedeutenderes zu tun, als mich in meinem ganz kleinen und persönlichen Leben so ernst zu nehmen?

Für mich war diese Erfahrung der Reifenpanne und der außergewöhnlichen Hilfe eine echte Lektion. Ich habe neu gelernt, mich möglichst in allem auf Gott zu verlassen. Ich habe gelernt, mich auch in solchen Situationen an Gott zu wenden, um seine Hilfe zu bitten und mit seinem Eingreifen zu rechnen. Das Erlebnis hat mein Vertrauen zu Gott gestärkt. Daran will ich mich halten und nicht bestimmen lassen, was sonst so die Menschen ohne Beziehung zu Christus über Gott denken und sagen.

Autor/-in: Pastor Ralf Schöll