13.02.2016 / Wort zum Tag

Recht muss Recht bleiben

Recht muss doch Recht bleiben, und ihm werden alle frommen Herzen zufallen.

Psalm 94,15

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Frauen und Männer, die als Richter eingesetzt sind, haben keinen leichten Stand. Schließlich erwartet jede der vor Gericht streitenden Parteien, dass ihr Recht gegeben wird. Diejenigen, die Recht sprechen sollen, brauchen daher eine gründliche Kenntnis der Gesetze. Und brauchen Lebenserfahrung. Dazu einen gefestigten Charakter. Zu leicht wären sie sonst zu beeinflussen. Durch Schmeicheleien. Durch Geld. Durch Vorurteile und Meinungen. Die überwiegende Mehrheit der Bürger erwartet von ihnen, dass sie gerecht urteilen. Niemanden bevorzugen oder benachteiligen. Glauben wir dem Volksmund, so ist das nicht immer der Fall.

Auch ich wünsche mir, dass gerecht geurteilt wird. Und empfinde gelegentlich ein Urteil als ungerecht. Das mag darin begründet sein, dass mir das jeweilige Rechtsgebiet zu fremd ist. Oder dass ich nicht damit übereinstimme, wie das Gericht die Handelnden und ihr Tun bewertet hat. Vielleicht haben Sie sich auch schon einmal über ein Gerichtsurteil gewundert.

Im Einzelfall kann es geschehen, dass ein Richterspruch nicht zum Rechtsfrieden beiträgt, sondern Unruhe stiftet. Und sogar das ist möglich, dass ein formal korrektes Urteil dem Sinn des Rechts zuwider läuft. Wenn es nicht die Schwächeren vor Willkür und Gewalt schützt, sondern den Mächtigen und Reichen dazu dient, ihre Interessen durchzusetzen.

Nicht erst in unseren Tagen sehnen Menschen sich nach Gerechtigkeit, beklagen Unrecht. Schon vor vielen Jahrhunderten schreit jemand zu Gott, weil das Unrecht in seinem Land unerträglich ist.   Da werden die sozial Schwachen nicht beachtet. Ausgerechnet denen, die darauf angewiesen sind, dass sie geschützt und unterstützt werden, wird nicht geholfen. Sie erhalten nicht, was sie brauchen. Sie werden unterdrückt. Einzelne werden aus dem Weg geräumt, sogar getötet. Gnadenlos und gottlos geht man mit ihnen um. Und die Gerichte sprechen Urteile, die denArmen Lebensmöglichkeiten nehmen. Waisen, Witwen und Fremde laufen schon damals Gefahr, dass ihnen ihr Recht verwehrt wird. Erschreckend zeitlos ist dieses Gebet, finde ich.

Doch der Beter bleibt nicht in seiner Klage gefangen. Denn er wendet sich an Gott, der ein gerechter Richter ist. Deshalb ist der Beter überzeugt: „Recht muss doch Recht bleiben, und ihm werden alle frommen Herzen zufallen.“  So heißt es in Psalm 94 Vers 15. Trotz des Unrechts, das geschieht, hat der Beter Hoffnung, dass zukünftige Urteile wieder darauf gründen, was gerecht ist. So bleibt den kleinen Leuten das, was sie zum Leben brauchen. Recht und Gesetz werden nicht gegen sie verwendet, sondern zu ihrem Schutz.

Wer selbst von einem Urteil betroffen ist, sei daran erinnert, dass dies auch für die Gegenpartei gilt. Dass unser Handeln gerecht sein soll, gilt nicht nur für Richter. Es gilt zum Beispiel auch für Lehrerinnen im Umgang mit ihren Schülern. Es gilt, wenn ich im Straßenverkehr unterwegs bin. Auch da sollen die Anderen nicht gefährdet oder bedrängt werden. Gerecht zu handeln gilt auch im Berufsleben. Die eigene Leistung soll nicht dazu dienen, Andere auszubooten. Oder ihnen gar die Lebensgrundlage zu nehmen.

Der Beter ist nicht weltfremd. Er weiß, dass nur mit Gottes Hilfe dem Bösen – und den – Bösen gewehrt werden kann. Dass Gerechtigkeit geschieht. Dass Ungerechte Urteile ausbleiben. Da, wo Menschen Gott kennen, kann es schon heute gerecht zugehen. Beten Sie mit dafür. Und handeln Sie so, dass auch die Schwächeren geschützt leben können.    

Autor/-in: Werner Heise