19.10.2009 / Wort zum Tag

Psalm 96,1

Singet dem HERRN ein neues Lied; singet dem HERRN, alle Welt!

Psalm 96,1

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Neue Lieder – das sind für mich Lieder, die aus dem Herzen kommen, die man wieder und wieder singt und immer wieder ganz neu singt. Dabei ist es egal, ob sie zu den „alten Liedern“, den Chorälen gehören, oder ob es Erweckungslieder sind oder Taizé-Gesänge oder Songs aus der Lobpreis-Szene. Hier geht es nicht um Musikstil und -geschmack. Hier geht es darum, was in unseren Herzen klingt und was in den Liedern an Ermutigung und Trost mitschwingt und uns ganz tief berührt, was an Dank und Lobpreis zu Gott empor steigt und ihn erfreut.

Lieder, die aus dem Herzen kommen und zu Herzen gehen, Lieder, die etwas bewegen und erneuern – das sind für mich neue Lieder, egal wie alt und wie vertraut sie sind, egal, zu welchem Musikstil sie gehören.

Manchmal bin ich ein wenig traurig und betroffen darüber, wie sich der Gesang in unseren Gemeinden anhört und wie die Menschen, die singen, dabei aussehen. Ich habe oft den Eindruck: Vieles läuft im gleichen Trott, in der Gemeinde und auch im persönlichen Glaubensleben. Da wird routinemäßig etwas abgespult, was eben zum Gottesdienst oder zur persönlichen Stillen Zeit gehört. Erwarten wir noch etwas Neues, Überraschendes? Erwarten wir es noch, dass wir im Herzen berührt werden? Oder anders gefragt: Lassen wir es zu, dass wir im Herzen berührt werden? Erwarten wir wirklich, dass Gott sich darüber freut, wenn wir ihm Lieder singen, in denen wir ihn loben und feiern?

Sicher können wir dankbar sein für die Gottesdienste in unseren Gemeinden und die vielen Elemente in neuen Gottesdienstformen. Und dennoch wünschte ich mir manchmal für unsere Gemeinden, für unsere Gottesdienste mehr Begeisterung, mehr mitreißende Freude. Haben wir so wenig mit Jesus erlebt? Gibt's da so wenig zu feiern, zu bejubeln, zu besingen? Und muss das immer so wohltemperiert sein, immer im gleichen Schema und mit denselben Begriffen und Formen und oftmals so verkopft?

Ein neues Lied – Ausdruck einer neuen Begeisterung, einer neuen Faszination von Jesus.
Ein neues Lied – gegenseitige Ermutigung zu neuem Engagement für ihn, zu neuen Taten.
Ein neues Lied – Bekenntnis vor „aller Welt“: Wer glaubt, hat was zu feiern.

Wir bekommen das ja mit: Da werden ganze Fußball-Arenen gefüllt mit Fans, wenn Musikgruppen wie U2 oder Liedermacher wie Herbert Grönemeyer auftreten. Da wird mitgesungen, mitgefeiert; da werden die Arme gehoben und im Rhythmus bewegt, oft sogar mit brennenden Feuerzeugen bestückt. Und in unseren Gemeinden geht es oft so bieder zu, so steif, so formal, so wenig mitreißend und begeisternd.

Woran mag das liegen? Vielleicht daran, dass man selber nicht mehr viel Neues im Glauben erlebt und sich so dahin schleppt. Die erste Liebe ist nicht mehr da. Warum soll man dann Liebeslieder singen? Vielleicht aber auch, weil man Angst hat vor Gefühlsaufwallungen. Nüchternheit ist geboten, kein Gefühlsrausch, sagt man. Stimmt, Nüchternheit wohl, aber keine Kälte, keine starre Routine.

Ich wünsche Ihnen, dass Ihnen heute ein neues Lied auf die Lippen kommt – geradewegs aus Ihrem Herzen.
 

Autor/-in: Pfarrer i. R. Herbert Großarth