23.07.2009 / Wort zum Tag

Psalm 94,14

Der HERR wird sein Volk nicht verstoßen noch sein Erbe verlassen.

Psalm 94,14

Ihr Browser unterstützt HTML5 Audio nicht!

Er hat es versprochen und es wird nicht gebrochen: Gott steht zu seinem Volk. Gott steht zu denen, mit denen er ein für allemal einen Bund geschlossen hat. Das gilt für den Alten Bund und es gilt für den Neuen Bund. Der Bibelvers für diesen Tag ist ein trotziges Bekenntnis gegen alle Zweifel: „Der Herr wird sein Volk nicht verstoßen, noch sein Erbe verlassen.“ Aufgezeichnet im Psalm 94, dem großen Hilferuf gegen die Unterdrücker des Volkes Gottes.

Nun gibt es viele Theorien und Theologien über die mögliche Zukunft des Volkes Israel. Ich will das heute gar nicht mit Ihnen diskutieren. Ich möchte unser Augenmerk nur auf einen kleinen Aspekt lenken, der mir wichtig, der mir entscheidend scheint. Nämlich auf diesen: Gott steht zu seinen Verheißungen. Was er einmal versprochen hat, das hält er auch. Darauf beruht mein Glaube. Darauf beruht der ganze Glaube der Christen. Wir können uns vor ihm ja nie auf unsere Frömmigkeit berufen, auf die Treue, mit der wir zu ihm gestanden hätten. Sondern wir können uns nur auf seine Berufung berufen, auf den Bund, den er auf dem Hügel Golgatha mit den Menschen geschlossen hat. Wir können uns nur darauf berufen, dass die Bitte von Jesus auch für uns gilt: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ Das ist das Fundament des Glaubens. Es sind nicht meine frommen Leistungen. Es sind nicht meine Erfahrungen. Es sind auch nicht meine Gefühle. Es ist einzig und allein sein Versprechen. Der Bund Gottes mit den Menschen, der Bund Gottes mit uns, der Neue Bund.

Kann uns deswegen der Alte Bund egal sein? Spielt er vielleicht keine wirkliche Rolle mehr? Vorsicht! Denn wenn der Alte Bund nicht mehr gilt, dann kann ich mich auch auf den Neuen nicht verlassen. Wenn Gott schon einmal sein Versprechen gebrochen hätte, dann könnte ich mich nicht wirklich auf ihn verlassen. Wenn der Alte Bund nicht mehr gelten würde, könnte ich dann dem Neuen wirklich trauen?

Ich weiß nicht, wie Gott mit seinem Volk ans Ziel kommt, mit dem Volk, das er als seinen Augapfel erwählt hat und das er auf geheimnisvolle Weise bis heute schützt. Ich muss das auch gar nicht wissen. Ich muss nur wissen, dass er zu seinem Wort steht, dass er seine Zusagen nicht bricht, dass er seine Verheißungen erfüllen wird. Wann und wie auch immer. „Denn der Herr wird sein Volk nicht verstoßen, noch sein Erbe verlassen.“

Man erzählt, dass Friedrich der Große, der große Spötter und Religionsverächter, einmal seinen Superintendenten in Verlegenheit bringen wollte und gefragt hat: „Nenne er mir einen einzigen Gottesbeweis, aber kurz in drei Worten!“ Der Geistliche habe sich darauf hin verbeugt und nur gesagt: „Majestät, die Juden!“ Tatsächlich ist die Geschichte des Judentums ein einziger Gottesbeweis. Vor allem ein Beweis der Bundestreue Gottes. Dieser Beweis macht auch uns Christen, die wir im Neuen Bund leben, das Glauben leichter. Wenn Gott weiterhin zu seinem verblendeten und halsstarrigen Volk steht, dann wird er wohl auch zu uns verblendeten und halsstarrigen Christenmenschen stehen. Und damit auch zu Ihnen. Und damit auch zu mir. Und so will ich diesen Psalmvers heute auch kühn für mich in Anspruch nehmen. Und Sie dürfen das auch: „Der Herr wird sein Volk nicht verstoßen, noch sein Erbe verlassen.“

Autor/-in: Jürgen Werth