01.11.2014 / Wort zum Tag

Psalm 92,6

"Herr, wie sind deine Werke so groß! Deine Gedanken sind sehr tief."

Psalm 92,6

Ihr Browser unterstützt HTML5 Audio nicht!

"Herr, wie sind deine Werke so groß! Deine Gedanken sind sehr tief."

Dieser Psalm gehörte im alten Israel zur Liturgie des Sabbatgottesdienstes. Wir kennen den Verfasser dieser Zeilen nicht namentlich, aber es ist gut vorstellbar, dass er aus den Reihen der gottesdienstlichen Musiker stammt. „Das ist ein köstlich Ding, dem Herrn danken und lobsingen deinem Namen, du Höchster, des Morgens deine Gnade und des Nachts deine Wahrheit verkündigen auf dem Psalter mit zehn Saiten, mit Spielen auf der Harfe. Denn, Herr, du lässest mich fröhlich singen von deinen Werken, und ich rühme die Taten deiner Hände.“ So beginnt der Psalm. Da ist jemand, dem das Lob Gottes ein Herzensanliegen ist. Es sprudelt geradezu aus ihm heraus. Er muss sich nicht zum Loben zwingen, wie das bei uns – bei mir zumindest – zeitweise so ist. Ich bin nicht automatisch mit dem Herzen dabei, ob ich ein altes Loblied singe oder mich von einem neueren Worship-Song mittragen lasse. Mund und Stimme können auch ganz unabhängig von unserem Herzen funktionieren. Und ich glaube, wir können das auch gar nicht  ganz vermeiden. Aber – und darum geht es in unserem Bibelwort heute – wir können unseren Blick bewusst auf Gottes Größe, Weisheit und Güte richten. „Herr, wie sind deine Werke so groß! Deine Gedanken sind sehr tief.“ Das ist ein Bekenntnis – ein staunendes Bekenntnis – zu Gottes umfassendem und manchmal auch unbegreiflichen Handeln und Reden. Von ihm können wir gar nicht groß genug denken und reden. Das weiß der Psalmbeter und das hält er sich auch hier wieder vor Augen. Was heißt das nun aber konkret? Warum ist das ein Grund zum fröhlichen Gotteslob?
Weil Gottes Handeln so vollkommen ist, seine Weisheit und sein Reden so unüberbietbar und wahr ist, deshalb ist der Mensch glücklich zu preisen, der zu ihm gehört. Man kann natürlich auch anders durch die Welt gehen und die Dinge nach eigenen Vorstellungen deuten und sehen. Im weiteren Verlauf des Psalms erwähnt der Beter auch die Törichten, Narren und Gottlosen, die genau all das von Gott nicht glauben wollen. Gottes Handeln und Reden gibt es in ihren Augen nicht. Sie glauben, mit sich allein zu sein. Niemandem dankbar und vor allem niemandem verantwortlich sein zu müssen. Sie leben so, als gäbe es Gott nicht und scheinen – zumindest zum Teil – damit sogar für eine Weile ganz gut zu fahren. „Die Gottlosen grünen wie das Gras und die Übeltäter blühen alle – nur um vertilgt zu werden für immer!“ So heißt es in Vers 8. Auf Dauer geht das nicht gut.
Unser Psalmbeter bekennt sich im Gegensatz dazu ganz bewusst zu Gottes Größe und Weisheit. Das ist für ihn ein bleibender Grund zum Danken und Loben. Gott handelt und sein Tun ist weise, auch wenn es für unseren Verstand zuweilen zu groß und unverständlich sein mag. Das ist ein Glaubensbekenntnis und nicht in erster Linie das Ergebnis von Beobachtungen oder Erfahrungen. Damit macht man Erfahrungen – das führt in die Anbetung – das macht fröhlich und gelassen, was auch kommen mag. Ich darf wissen, dass ich in der Hand dessen bin, der alles in Händen hat und hält. Ich darf wissen, dass ich mit meiner recht oberflächlichen Erkenntnis eingebunden bin in Gottes Weisheit, seine tiefen Gedanken, die der Beter beschreibt. Ich darf geborgen sein bei meinem großen Gott!
„Herr, wie sind deine Werke so groß! Deine Gedanken sind sehr tief.“
Wenn das keine Anregung zum Danken und Loben ist …

Autor/-in: Bernhard Heyl