04.03.2012 / Wort zum Tag

Psalm 91,1-2

Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt, der spricht zu dem HERRN: Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe.“

Psalm 91,1-2

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Das Wort zum heutigen Tag ist einer meiner Lieblingsverse. Es steht in Psalm 91,1-2:“Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt, der spricht zu dem HERRN: Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe.“
Ob es sich hier um einen Regen- oder einen Sonnenschirm handelt, spielt keine Rolle. Im alten Israel lag das zweite – der Sonnenschirm – wohl näher. Jedenfalls geht es hier um den Schutz, den Gott uns anbietet. Er schützt alle, die sich auf ihn verlassen. Davon ist der Psalmbeter überzeugt. Sein Schutz begleitet uns durch das Leben. Gott lässt uns weder im Regen stehen noch an der Sonne verschmachten.
Der Ausdruck, der hier für 'Gottes Schutz' verwendet wird, bezieht sich auf einen rechtlichen Sachverhalt. Das jüdische Gesetz definierte im Bereich des Tempels eine Schutzzone. Wer verfolgt wurde – ob zu Recht oder zu Unrecht – konnte sich zum Altar vor dem Tempel flüchten. Hier fand er zunächst einmal Schutz oder Asyl. Die Priester waren von Gesetzes wegen dafür verantwortlich: Im Tempel stand der Verfolgte unter dem Schutz des Herrn und fand Ruhe vor denen, die ihm nachstellten.
So wurde damals im Alltag konkret erfahrbar, was Psalm 91 sagt: Wer zu Gott flieht, findet bei ihm Schutz. Was für eine gute Nachricht – bis heute! Schließlich ist unser Leben von allen möglichen Seiten gefährdet. Wir erleben immer wieder, wie schutzbedürftig wir sind. Es kann ja so viel passieren, worauf wir keinen oder nur wenig Einfluss haben: Krankheiten, Unfälle, Missverständnisse und Anfeindungen können unser Leben belasten. Überall können Gefahren lauern. Doch im Vertrauen auf Gottes Schutz lässt sich dennoch zuversichtlich leben. Es gibt zwar keine Garantie, dass nie etwas passiert. Aber er gibt mir die Kraft, mit allem, was passiert, umzugehen.
Im Religionsunterricht einer Oberstufenklasse fragte ein Schüler unvermittelt: "Schickt Gott eigentlich die Wirbelstürme?" Und er fügte noch an: "Die Tante meiner Nachbarin ist jetzt nämlich tot." Die Lehrerin versuchte zu antworten und erzählte von ihrer Bekannten, deren Kirche im Hurrikan verschont worden war. Sogar der Teppich sei trocken geblieben. "Gott ist immer gut!" habe die Bekannte gesagt. – "Leider nicht zu allen!", unterbrach da ein Schüler seine Lehrerin. Und ein anderer meinte: "Gott will vielleicht böse Menschen bestrafen und das zieht andere mit hinein!" Doch da protestierte einer aus der hintersten Reihe: "Gott hat mit den Naturkatastrophen doch gar nichts zu tun. Er kann sich ja auch nicht um alles kümmern!" Nach einer längeren Pause meldete sich dann die Schülerin Lea: "Vielleicht will uns Gott ja sagen, dass nicht alles nur Fun und Spass ist und wir besser aufpassen sollten." Aber ihr Banknachbar fragt zurück: "Heißt das, dass die Menschen, die dort im Hurrikan umkamen, nicht genug auf Gott gehört und aufgepasst haben?" – Nun war es eine Weile ganz still. Alle waren in Gedanken versunken. Dann meldete sich Lea noch einmal: „Wohl nicht so herum. Eher: Jeder kann in einen bösen Hurrikan kommen, aber wer dann nicht weiss, wie man auf Gott hört, der ist wirklich schlecht dran!"
Kein Theologe hätte das besser auf den Punkt bringen können als die Schülerin Lea. Gottes Schutz erspart uns beileibe nicht alles Schwierige, aber er gibt uns die Kraft, damit umzugehen. Wichtig ist, das schon in 'guten Zeiten' zu begreifen und das Vertrauen auf diesen Gott einzuüben. Wenn wir schon jetzt auf ihn hören und vertrauen lernen, dann werden wir auch im Sturm seine Nähe wahrnehmen und uns auf seinen Schutz verlassen können.
 

Autor/-in: Pfarrer Daniel Eschbach