30.11.2010 / Wort zum Tag

Psalm 90,8

Unsere Missetaten stellst du vor dich, unsre unerkannte Sünde ins Licht vor deinem Angesicht.

Psalm 90,8

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Das Wort für den Tag führt uns mitten in ein Gebet. Ein Gebet in dessen Überschrift wir lesen, dass Mose es gebetet hat. Mose der Mann, der Gott selbst wohl so nahe gekommen ist, wie kein anderer Mensch. Mose, der so direkt mit Gott sprechen konnte, wie wir es uns oft wünschen. Mose, der die zehn Gebote, die Gebote Gottes, direkt aus Gottes Hand entgegen genommen hat.

Mose betet. Und er tut dieses mit mächtigen Worten: Herr, du bist unsre Zuflucht für und für. Ehe denn die Berge geschaffen wurden und die Erde und die Welt geschaffen wurden, bist du Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Was für ein mächtiges Gebet! Alles steht unter diesem mächtigen Eingang in den Psalm. Tausend Jahre sind vor dir wie ein Tag, der gestern vergangen ist. Ja, so ist Gott. Und dann der Blick auf uns Menschen in all unserer Schwachheit, all unserem Scheitern, all unserer Vergänglichkeit. Wie können wir da bestehen?

Wie oft ist es am Ende eines Tages doch alles nichts gewesen. Wie oft hat ein guter Anfang doch wieder hineingeführt in all die Verwicklungen und Verstrickungen. Wie oft ist es am Ende des Tages kein gutes Résumé, das ich ziehen kann. Und dann? Verstecken? Kopf unter die Decke, Augen zu und nicht mehr daran denken? Geht, geht bestimmt auch eine ganze Weile lang aber irgendwann…? Und was dann? Irgendwann wird es einfach alles zu viel. Irgendwann geht es einfach nicht mehr, irgendwann schaffe ich es nicht mehr. Und dann?

Auch Mose kennt dieses Gefühl. Zu groß war die Aufgabe, die Gott ihm übertragen hat. Zu schwer die Bürde, die ihm aufgelegt war. Zu oft hat er versagt. Und immer musste er weiter. Das Volk brauchte ihn ja. Und dann…?

„Unsere Missetaten stellst du vor dich, unsre unerkannte Sünde ins Licht vor deinem Angesicht.“ Ist es nicht das, wovor wir eigentlich am meisten Angst haben? Dass das auch noch alles sichtbar wird? Dass auch noch alles wirklich ans Licht kommt? Ist das nicht erstrecht ein Grund alles hinzuwerfen und nur noch zu laufen, wegzulaufen und sich zu verstecken? Ja, auch das Gefühl kenne ich nur zu gut! Ja, genau das möchte ich manchmal und dann abtauchen ins Dunkel, endlich nicht mehr gesehen werden, endlich nicht mehr da sein müssen.

Und kennen sie dann auch diesen Moment wo endlich reiner Tisch gemacht wird? Wo es endlich aufhört? Vielleicht nicht wirklich schön, aber dann auf einmal …. „Unsere Missetaten stellst du vor dich, unsre unerkannte Sünde ins Licht vor deinem Angesicht.“

Jesus kann für immer retten, die durch ihn zu Gott kommen, weil er ja allezeit lebt, um für sie einzutreten.

Autor/-in: Pfarrer Carsten Bräumer