13.07.2012 / Wort zum Tag

Psalm 90,5-6

Du lässest die Menschen dahinfahren wie einen Strom, sie sind wie ein Schlaf, wie ein Gras, das am Morgen noch sprosst und des Abends welkt und verdorrt.

Psalm 90,5-6

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Samstagabend: Eine Familie war mit ihrem Auto unterwegs. Sie wollten nach Hause. Da kam ihnen ein Fahrzeug entgegen. Der junge Fahrer hatte Alkohol getrunken, verlor die Kontrolle und raste frontal in den entgegenkommenden PKW. Vier Tote, vier Verletzte. Die beiden Kinder verloren an diesem Abend ihre Eltern. Dieser Unfall war noch wochenlang Gesprächsthema in unserer Stadt. Hatte er sich doch nur einen halben Kilometer entfernt ereignet. Ich dachte: „So schnell kann das gehen! Die armen Kinder! Auf einmal ist alles anders!“

Ja, unsere Lebenszeit auf der Erde ist begrenzt. Vom Verstand her weiß ich das, trotzdem erschüttern mich solche Schicksale jedes Mal neu. „Warum nur?“, frage ich mich. Die Vergänglichkeit des Lebens greift auch der Beter auf in dem Losungswort für heute. Da steht in Psalm 90, in den Versen 5 und 6:„Du lässest die Menschen dahinfahren wie einen Strom, sie sind wie ein Schlaf, wie ein Gras, das am Morgen noch sprosst und des Abends welkt und verdorrt.

Der Beter dieses Psalms war übrigens Mose. Welche Erfahrungen hatte er gemacht, dass er das so schreiben konnte? Nun, schon als Baby entging er den Häschern des Pharaos nur um Haaresbreite (2. Mose 2, 2-10). Seine Berufung erlebte er erst mit 80 Jahren (Apostelgeschichte 7,23+30), in einem Alter, wo andere ihren Lebensabend genießen. Aber 1000 Jahre sind vor Gott wie ein Tag (Psalm 90,4).  Der göttliche Zeitbegriff ist ein anderer.In der Wüste begegneten Mose täglich Hunger, Durst und Vergänglichkeit (2. Mose 16; 2. Mose 17; 4. Mose 14,36).Er führte viele Kämpfe und sah Menschen sterben (z.B. 2. Mose 17).

Es war bestimmt kein einfaches Leben für Mose. Ein Leben mit Höhen und Tiefen. Und ihm war die Endlichkeit bewusst: “Denn ich weiß ja, Menschen sind wie ein Gras, das am Morgen noch sprosst und des Abends welkt und verdorrt.“ Seine Gottverbundenheit machte ihn zu einem ganz besonderen Führer. Mose wurde 120 Jahre alt (5.Mose 34, 7). Und Gott begrub ihn persönlich, heißt es (5. Mose 34,6).

In diesem Psalm – es ist übrigens der einzige von Mose, der in der Bibel steht – spricht er über die Vergänglichkeit. Interessant – ich frage mich: Warum redet er nicht über die vielen Wunder, die er erlebt hat? Warum schreibt er nicht von seinen Gottesbegegnungen? Vielleicht, weil das Leben und der Tod existentiell sind. Nichts verändert oder bedroht einen Menschen so sehr wie die Geburt oder das Sterben. Mose nahm beides aus Gottes Hand.

Davon scheinen viele in unserer Gesellschaft noch weit entfernt. Über den Tod spricht man nicht gern. Viele Menschen haben Angst davor. Je älter ich werde, umso mehr spüre ich, wie die Zeit vergeht.Ein Menschenleben währt nur kurz. Und manchen ist noch nicht einmal die Lebenszeit von 70 oder 80 Jahren gegeben (Psalm 90, 10), wenn Krankheit oder ein Unfall sie aus dem Leben reißen. Vielleicht haben Sie einen Moment Zeit. Dann schlagen Sie doch die Bibel auf und lesen Psalm 90. Und beten mit Mose: „Ja, Herr, du bist auch meine Zuflucht für und für!“ (Psalm 90,1)

Autor/-in: Birgit Wolfram