14.09.2012 / Wort zum Tag

Psalm 85,10.11

„Seine Hilfe ist nahe denen, die ihn fürchten, dass Güte und Treue einander begegnen, Gerechtigkeit und Friede sich küssen“

Psalm 85,10.11

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Wie eine politische Frage Menschen auseinander bringen kann, ja zu Feinden machen kann, das haben wir in Stuttgart in den Auseinandersetzungen um den Bau des neuen Bahnhofs gerade erlebt. Unversöhnlich stand man sich gegenüber bis in die Familien hinein.
Es war nicht mehr möglich, auf die Meinung des anderen zu hören. Manchmal schien es als ginge es dabei um einen Glaubenskrieg.
Vielleicht haben Sie ähnliches in Ihrer Familie oder Umgebung erlebt.
Die Liebe ist zwischen zwei Ehepartnern im Laufe der Jahre verloren gegangen.
Jetzt hat man sich nichts mehr zu sagen und lebt einfach aneinander vorbei.
Eltern und Kinder verstehen sich nicht mehr. Immer wieder fallen böse Worte. Türen werden zugeschlagen und Beziehungen zerstört.
Und doch ist da im Herzen die Sehnsucht, dass doch alles anders würde, dass man sich wieder versteht.
Die Sängerin Nicole hat diese Sehnsucht in den achtziger Jahren in einem Schlager besungen:
„Ein bisschen Frieden, ein bisschen Sonne
Für diese Erde, auf der wir wohnen.
Ein bisschen Frieden, ein bisschen Freude,
ein bisschen Wärme, das wünsch ich mir“.
Das Bibelwort aus Psalm 85, Vers 10 und 11, gibt Antwort auf diese Sehnsucht.
„Seine Hilfe ist nahe denen, die ihn fürchten,
dass Güte und Treue einander begegnen,
Gerechtigkeit und Friede sich küssen.“
Das ist ein wunderschönes Bild: Dass Gerechtigkeit und Friede sich küssen.
Das ist viel mehr als ein bisschen Frieden, ein bisschen Sonne, ein bisschen Wärme.
Der Kuss ist ja das schönste und intimste Zeichen der Verbundenheit und Liebe von zwei Menschen.
Wenn Gerechtigkeit und Friede sich küssen, dann ist der wahre Friede da.
Das hebräische Wort für Frieden, Schalom, meint einen Zustand, in dem es sich geborgen leben lässt.
Schalom ist die intakte Beziehung zwischen den Menschen und auch mit Gott.
Das Bibelwort zeigt uns auch den Weg, wie es zu diesem Frieden kommt:
„Gottes Hilfe ist nahe denen, die ihn fürchten.“
Gott fürchten hat in der Bibel nichts mit Angst zu tun.
Wir sollen Gott fürchten und lieben, sagt Martin Luther immer bei seiner Erklärung zu den Geboten.
Gottesfurcht hat mit Liebe zu tun. Es geht um eine persönliche Liebesbeziehung und um das Vertrauen zum lebendigen Gott.
Die Möglichkeit zu einer solchen Liebes- und Vertrauensbeziehung ist uns durch Jesus Christus geschenkt.
Er ist unser Friede, heißt es im Epheserbrief.
Durch seinen Tod am Kreuz und durch seine Auferstehung von den Toten hat er unsere zerstörte Beziehung zu Gott geheilt.
Er hat uns versöhnt mit Gott.
Er schenkt uns seine Vergebung und ein Leben in der Geborgenheit der Liebe Gottes.
Mitten in unsere Sehnsucht und in unsere Träume vom Frieden hinein gibt Jesus uns sein Versprechen:
„Meinen Frieden gebe ich euch.
Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt.
Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.“
Weil er es uns zusagt, dürfen wir darauf vertrauen:
Zerstörte Beziehungen zwischen Menschen, Gräben, die aufgebrochen sind, können heilen, wenn Jesus uns seine Vergebung schenkt, wenn sein Friede in unser Herz einzieht.
So ist uns Gottes Hilfe nahe, so dürfen wir erleben, dass Güte und Treue einander begegnen, dass Gerechtigkeit und Friede sich küssen.
 

Autor/-in: Pfarrer Werner Schmückle