15.11.2015 / Wort zum Tag

Psalm 84,5

Wohl denen, die in deinem Hause wohnen; die loben dich immerdar.

Psalm 84,5

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Jahrelang wohnte ich als Pastorenfrau in Wohnungen über den Kirchen, in denen mein Mann als Pastor arbeitete. Wir lebten und arbeiteten sozusagen wirklich in der Kirche. Viele Leute gingen bei uns ein und aus. Die einen kamen mit ihren Sorgen und Nöten vorbei. Andere waren froh, von Zeit zu Zeit mit uns gemeinsam am Tisch zu sitzen und zu essen um nicht alleine sein zu müssen. Auch viele junge Menschen waren zeitweise - so schien es Jedenfalls - mehr bei uns zu Hause als bei ihren Eltern. Das waren zum grössten Teil ganz tolle Zeiten. Wie viele Lebens- und Leidensgeschichten haben wir dabei gehört. Wir sassen nicht nur sonntags gemeinsam in der Kirche, sondern teilten unser ganzes Leben mit diesen Menschen. Dabei gab es auch schwierige Momente und Krankheitszeiten, in denen uns alles über den Kopf zu wachsen drohte. Wenn ich an jene Zeiten zurück denke, frage ich mich immer wieder, wie ich das alles geschafft habe? Da war uns nicht immer zum Danken und Loben zumute. Aber wir wussten uns immer von Gott getragen und geliebt.

In unserer heutigen Bibellese ruft uns der Psalm-Schreiber im Psalm 84, 5 zu: „Wohl denen, die in deinem Hause wohnen, die loben Dich immerdar.“ Im Alten Testament war der Tempel in Jerusalem das geistliche Zentrum wo Gott wohnte. Die Menschen pilgerten damals von weit her dorthin, um Gott nahe zu sein. Zeitweise haben sie dann rund um den Tempel gezeltet und sind Tag für Tag in den Tempel gegangen. Der ganze Tempelberg war voller jubelnder, singender, lobender, fröhlicher Menschen. Überquellende Freude herrschte vor. Der Psalm-Schreiber beneidete all diese Menschen die beim Tempel wohnen undwährend dieser Zeit in dieser Stimmung leben durften, weil sie Gott nahe waren.

Im neuen Testament brauchen wir keinen solchen Tempel mehr. Wir selber sind Gottes Haus, Gottes Wohnung und sein Tempel. Gott selber lebt durch den Heiligen Geist in uns. Also sind wir das Haus Gottes. Eigentlich müssten wir ja alle nur immer Gott loben und preisen, weil er so nahe bei uns ist. Aber das ist nicht immer so. Wir haben auch unsere Sorgen und Nöte, unsere Ängste und Zweifel. Und trotzdem gilt noch heute: „Wohl denen, die in deinem Hause wohnen, die loben Dich immerdar.“ Wir könnten auch sagen: „Wohl denen, die ganz nahe bei dir sein dürfen, sie loben Dich immerdar.“ Manchmal ist es mir nicht ums Loben zumute. Aber weil Gott in mir wohnt, kann ich in allem Leid, in allem Schweren wissen, dass er mir nahe ist und ich nie alleine bin. Das hilft mir, mich immer wieder durchzuringen, Gott zu sagen, dass ich ihn liebe, dass ich ohne ihn nicht sein will, dass ich ihn grade jetzt brauche, auch wenn ich seine Führungen nicht ganz verstehe. Das ist Loben, wie die Bibel es versteht.

Autor/-in: Ruth Bai-Pfeifer