27.06.2015 / Wort zum Tag

Psalm 8,6

"Du hast den Menschen wenig niedriger gemacht als Gott, mit Ehre und Herrlichkeit hast du ihn gekrönt."

Psalm 8,6

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Können Sie noch so richtig staunen, staunen über die Schönheit der Schöpfung? Wenn Sie in klaren Nächten den Sternenhimmel über sich sehen, was geht Ihnen durch den Sinn? Wir wissen heute viel von der Größe des Kosmos. Die Milchstraße ist nicht mehr als eine kleine Galaxie im riesigen Weltraum. In dieser Milchstraße gibt es einen kleinen Stern, unsere Sonne, umgeben von ein paar Planeten. Einer davon ist die Erde – unser blauer Planet. Darauf wimmelt es von Menschen. Sie erscheinen in diesem Zusammenhang winzig wie Staubkörner.
Der Beter von Psalm 8 schaut mit staunendem Blick zum Sternenhimmel. Darüber lobt er den Schöpfer dieser Wunderwerke. Und mitten im Lob auf den Gott Israels kommt er zum Schluss: Du hast den Menschen wenig niedriger gemacht als Gott, mit Ehre und Herrlichkeit hast du ihn gekrönt. Wie kommt er zu dieser Aussage? Er hat die Herrlichkeit Gottes erkannt und lobt Gott. Er sieht, wie Gott seine Hoheit auf die Himmel gelegt hat. Nicht die Schöpfung ist das Großartige. Aber in ihr wird die Art Gottes sichtbar, seine Handschrift, sein Wesen. Vom Staunen über die Schöpferkraft Gottes geht David einen Schritt weiter zum Menschen. Und danach gehen seine Gedanken wieder zurück zu ihrem Ursprung, zum Schöpfer.
Dieser Gott hat den Menschen als Bevollmächtigten für seine Erde gewählt, ein Wesen, das sehr verletzlich ist. Wir können das besonders bei Kindern sehen. Gott hat dem Menschen eine einmalige Stellung gegeben. Was ist der Mensch? Was macht ihn so besonders? Erst durch diesen göttlichen Auftrag erhält der Mensch eine fast göttliche Stellung. Seinen Auftrag kann er aber nur erfüllen, wenn er in Beziehung zu diesem Gott bleibt. Sonst geschieht das, was wir weltweit sehen: Missbrauch der Macht, Gewalt, Terror und Ausbeutung: der Mensch wendet sich gegen seinen Mitmenschen und gegen die Schöpfung, statt für den Schöpfer und seine Ziele einzustehen.
In Jesus sehen wir, wie der Mensch sein könnte, wenn er so aus der Verbindung mit Gott leben würde. Stattdessen will der Mensch sein wie Gott und zerstört, was ihm in die Hände kommt. Wenn wir meinen, etwas zu sein ohne Gott, täuschen wir uns. Die seltsame Ordnung Gottes ist: Gerade was schwach ist, kann Gott gebrauchen. Wir können ahnen, welche Würde wir in der Beziehung zu Gott bekommen haben. Wenn wir beginnen, das zu erkennen, haben wir es nicht mehr nötig, uns aufzuplustern. Jesus hat diese Haltung bei der Fußwaschung seiner Jünger beispielhaft gezeigt. Er wusste um seine einzigartige Stellung. Gerade deshalb hat er sich nicht gescheut, den niedrigsten Sklavendienst an ihnen zu tun: ihnen die Füße zu waschen.
Der Psalm 8 zeigt uns über den Anblick des Sternenhimmels, welche Würde wir als Menschen von Gott haben. Indem wir das erkennen, können wir so leben, wie es Gott will. Diese Menschenwürde wird sogar im deutschen Grundgesetz und in der Schweizer Bundesverfassung genannt.
 

Autor/-in: Pfarrerin Dagmar Rohrbach