30.07.2011 / Wort zum Tag

Psalm 8,2

HERR, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen!

Psalm 8,2

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Eine Legende erzählt: Der heilige Jakob war mit einem Schüler unterwegs in den Bergen. Als es dämmerte, errichteten sie ihr Zelt und fielen müde in den Schlaf. Vor dem Morgengrauen wachte Jakob auf und weckte seinen Schüler. „Öffne deine Augen“, sagte er, „und schau hinauf zum Himmel. Was siehst du?“ „Ich sehe Sterne, Vater“, antwortete der schlaftrunken. „Unendlich viele Sterne.“ „Und was sagt dir das?“, fragte Jakob. Der Schüler dachte einen Augenblick nach. „Dass Gott, der Herr, das große Weltall mit all seinen Sternen geschaffen hat. Ich schaue hinauf in den Himmel und fühle mich dankbar und demütig angesichts dieser unendlichen Weiten. Wie klein ist doch der Mensch und wie wunderbar sind die Werke Gottes.“ „Ach, Junge“, stöhnte Jakob, „mir sagt es, dass jemand unser Zelt gestohlen hat!“ – Vom Leinwandzelt zum Sternenzelt.

Unterm Sternenzelt ist wohl auch der Psalm 8 entstanden. David betet im Anblick des Himmels, des Mondes und der Sterne: Herr, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen. Ich frage mich: War es für die Menschen damals oder für uns heute faszinierender, das Sternenzelt, das Firmament zu betrachten? Wir wissen heute vielmehr. Wir messen die Entfernung in Lichtjahren. Einerseits entzaubert das vielleicht manches. Andererseits wird das Weltall immer weiter und der Punkt, an dem wir stehen und damit wir selber immer kleiner und unbedeutender. Sterne … Himmel, Weltall – halt! Schnitt! Bildwechsel: Den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen. – Können wir auch sagen: Den Himmel vor lauter Sternen nicht sehen! – Vor lauter Sternen-Staunen den Schöpfer nicht sehen!? – Was sind Sterne!? Sterne sind Mach-Werke – ja sogar wunderbare Werke. Und diese Stern-Werke sind für David ein deutlicher Fingerzeig auf den Werkmeister. Er betet nicht die Sterne an, sondern den Macher, den Schöpfer. David betet Gott an. Er betet seinen Gott an, den er kennt und den er verehrt. Der mit ihm – und mit dem er – David – vieles durchgemacht hat. Der Name, das Wesen dieses Gottes, seine Herrlichkeit kann auf der ganzen Erde am Sternenhimmel erkannt werden.

Zwei Strömungen treffen im Herzen Davids zusammen und bewegen ihn zu diesem Gebet. Einerseits „dankbare Freude an der fürsorgenden Liebe dieses Gottes“ und andererseits „erschauernde Ehrfurcht vor der Majestät des Weltengottes“ (Weiser, ATD 14/15) „Mein lieber Gott, was bist du für ein majestätischer Herrscher!“
„Weißt du, wie viel Sternlein stehen an dem blauen Himmelszelt?“, dieses Lied haben wir mit unseren Kindern oft als Abendgebet gesungen. „Gott der Herr hat sie gezählet, dass ihm auch nicht eines fehlet an der ganzen großen Zahl.“ Und es endet so: „Gott im Himmel hat an allen seine Lust, sein Wohlgefallen; kennt auch dich und hat dich lieb, kennt auch dich und hat dich lieb.“
 

Autor/-in: Karsten Hellwig