02.08.2011 / Wort zum Tag

Psalm 67,2

Gott sei uns gnädig und segne uns.

Psalm 67,2

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Was will man mehr? Die Gnade Gottes und seinen Segen. Das ist nicht nur eine positive Perspektive für einen neuen Tag, das ist für mich so etwas wie ein Sechser im Lotto, wenn ich denn spielen würde! Ein Ausblick für das ganze Leben! Nun ist es aber so: Wir leben alle unter demselben Himmel und haben gerade, was die Güte Gottes betrifft, längst nicht alle denselben Horizont. Dies wird klar, wenn man Deutschland und seine Regionen, das so genannte christliche Abendland, schimpfen hört. Die Probleme sind vielfältig, über die man schimpfen kann. Dabei habe ich den Eindruck, dass für viele gutes Leben in Deutschland eine Selbstverständlichkeit ist. Neulich war in einer Tageszeitung zu lesen, dass jährlich über 20 Millionen Tonnen Lebensmittel in den Abfall wandern, das sind in etwa 170.000 Lastwagen–Ladungen. Gottes Segen eine Selbstverständlichkeit?

Eine kleine  Geschichte aus dem Erzgebirge erzählt folgendes: Ein Bauer ist zu einem großen Fest nach Leipzig eingeladen. Schon bald ist der offizielle Teil vorbei und er erlebt mit Verwunderung die heiße Schlacht am kalten Büfett. Er sieht, wie die feinen Herrschaften sich die Teller mit den köstlichsten Speisen füllen und einfach zu essen beginnen. Der Bauer bedient sich auch, setzt sich zu Tisch und spricht erst ein Dankgebet. Dann beginnt er zu essen. Sein vornehmer Nachbar lächelt neben ihm milde und sagt: „Seid ihr in eurem Dorf noch so altmodisch, dass ihr zu Tisch betet?“ „Nein, nicht alle!“ erwiderte der Bauer. „Sicher nur die Alten und Rückständigen.“  Fragt der vornehme Nachbar weiter. „Das nicht“, erwiderte der Bauer, „ ich habe im Stall zwanzig Säue und hundert Ferkel, die fressen alle so, aber was bei uns Mensch ist, dankt Gott für die guten Gaben. Es ist das Tischgebet, das uns von den Säuen unterscheidet.“ Hoffentlich gab es für den vornehmen Tischnachbarn ein Nachdenken über das, was ihm der Bauer gesagt hatte. Manchmal entdecke ich aber auch an mir selbst, wie schnell ich viel Gutes aus der Hand Gottes, das mich Tag für Tag erreicht, als ganz selbstverständlich hinnehme.

Die Güte und den Segen Gottes nehme ich manchmal als selbstverständlich hin. Aber sie sind es nicht! Zu einer Beziehung gehört nun mal, dass man auf diese reagiert. Und wenn ich mit Gott heute leben möchte, dann ist es eigentlich nur selbstverständlich, dass ich als erstes einmal Danke sage! Das Bitten und das Danken im Gebet sind wesentliche Bestandteile meiner Kommunikation mit Gott! Aus meiner Jugendzeit kenne ich noch den Morgensegen von Martin Luther, den bete ich manchen Morgen: „Das walte Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist!
Ich danke dir, mein himmlischer Vater, durch Jesus Christus, deinen lieben Sohn, dass du mich diese Nacht vor allem Schaden und Gefahr behütet hast, und bitte dich, du wollest mich diesen Tag auch behüten vor Sünden und allem Übel, dass dir all mein Tun und Leben gefalle. Denn ich befehle mich, meinen Leib und Seele und alles in deine Hände. Dein heiliger Engel sei mit mir, dass der böse Feind keine Macht an mir finde.“ Noch knapper fast unser Wort zum Tag diesen Morgensegen Luthers zusammen: „Gott sei uns gnädig und segne uns.“
 

Autor/-in: Wilfried Gotter