15.05.2011 / Wort zum Tag

Psalm 63,8

Du bist mein Helfer, und unter dem Schatten deiner Flügel frohlocke ich.

Psalm 63,8

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Fällt es Ihnen leicht, Ihre Bedürfnisse zu erkennen und diese zu äußern? Z. B. wenn Sie bei Nachbarn zu Besuch sind, zu sagen: „Ich habe Durst! Haben Sie nicht etwas zu trinken für mich?“ Oder wenn Gäste bei Ihnen sind und Sie merken, wie Ihre Kräfte schwinden und Sie müde werden, dann über die Lippen zu bringen: „Es tut mir leid, ich kann nicht mehr – mein Bett ruft!“ Vielleicht wenden Sie ein und sagen: Das kann ich doch nicht machen. Solche Sätze kann ich denken, aber doch nicht aussprechen.

Mag sein, wenn der andere mir nicht so vertraut ist, dass ich das nicht für angemessen halte, mich so zu verhalten. Mag sein, dass mir in solchen Augenblicken das Bedürfnis des anderen wichtiger ist als mein eigenes.
David kennt jemanden, der ihm so vertraut ist, dass er sich traut, seine eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen, sie diesem Jemand mitzuteilen. David weiß sogar: Was ich jetzt eigentlich brauche, ist willkommen. Ihm gegenüber kann ich ohne Probleme äußern, was ich denke.

David denkt nicht an seinen Freund Jonathan oder an seine Frau, sondern an Gott. David ist es gewohnt, Gott zu sagen, wie es in ihm aussieht und wonach er verlangt. Z. B. „Mein Herz ist in Angst“ (Ps. 61,3). „Gott, tröste uns wieder“ (Ps. 60,3). „Zerstreue sie, meine Feinde, aber mit deiner Macht“ (Ps. 59,12). „Höre, Gott, meine Stimme in meiner Klage“ (Ps. 64,2). David kennt den, dem er alles sagen kann: Gott.

Gott hat immer Zeit, interessiert sich für David. Gott spielt nicht nebenbei am PC oder hantiert in der Küche, wenn David mit ihm redet: Gott ist ihm völlig zugewandt und er reagiert mit Verständnis. David fühlt sich wohl, wenn er mit Gott redet. Er ist darin so geübt, dass es ihm nicht schwer fällt, Worte zu finden, die zu Gebeten werden. David bricht aus den Selbstgesprächen aus und spricht mit Gott. Selbstverständlich verknüpft David seine Bedürfnisse immer wieder mit Gottes Möglichkeiten und Gedanken. Im Psalm 63 hat David dann ein ganz anderes Bedürfnis als die vorhin genannten erahnen lassen. David sagt: „Meine Seele hat Durst. Ohne dich, Gott, bin ich ein wüstes Land. Meine Seele hängt an dir. Du bedeutest mir viel: Du bist mein Helfer, und unter dem Schatten deiner Flügel frohlocke ich.“

Es ist David ein Bedürfnis, Gott zu sagen, von wem er Hilfe erwartet. In erster Linie von Gott und nicht von seinen Beratern, seinem Heer oder seinen Kindern. Zunächst erwartet David, dass Gott den Durst seiner Seele stillt. Dass die Begegnungen mit Gott ihn erfrischen. Er bei Gott zur Ruhe kommt. Es gab genug Menschen, die David in seinem Leben gehetzt haben. Gott hat - im Bild gesprochen - seine Flügel ausgebreitet, so dass er in Ruhe Pause machen konnte. Da, wo die Sonne stach, im Schatten sitzen konnte. Eine Atempause für die Seele, die ihm Kraft für die nächste Herausforderung gab.

Mich beeindruckt, wie selbstverständlich das Gespräch mit Gott für David ist. Ich denke in meinem Alltag oft nicht daran, meine Gedanken Gott mitzuteilen. Ich behalte sie häufig für mich. Oft suche ich mir selbst eine Lösung, statt Gott zu sagen: „Du bist mein Helfer.“ Damit habe ich mich schon um viele Chancen gebracht, Gottes Hilfe in unendlichen Spielarten kennen zu lernen. Unter dem Schatten von Gottes Flügeln zu sitzen und sich zu freuen – so erlebe ich allerdings manche Zeit, in der ich im ERF mit anderen Mitarbeitern zusammen bete. Gott lässt mich in seine Welt eintauchen und gibt mir z. B. Ideen, wie ich etwas veranschaulichen kann. In solchen Momenten kann ich die Sehnsucht von David gut verstehen: „Meine Seele dürstet nach dir, Herr.“

Autor/-in: Pastorin Elke Drossmann