30.06.2010 / Wort zum Tag

Psalm 5 Vers 13

“Du, Herr, segnest die Gerechten, du deckst sie mit Gnade wie mit einem Schilde.”

Psalm 5 Vers 13

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Im Oktober hat eine Freundin von mir geheiratet. Sie und ihr Mann sind um die 40 Jahre alt, also nicht mehr ganz jung. Beide waren bis jetzt noch nicht verheiratet. Lange haben diese beiden gewartet, sich nach einem Partner gesehnt und dafür gebetet. Ein Jahr vorher lernten sie sich kennen und die Geschichte nahm ihren Lauf - fast wie im Märchen. Der Hochzeitstermin wurde bereits im Frühling festgelegt. Und dann kam dieser große Tag im Oktober. Vorher und nachher war das Wetter grau in grau, trüb, nass und kalt. Aber genau an dem lang ersehnten Tag war das traumhafteste Herbstwetter, das man sich nur denken konnte: blauer Himmel, bunte Herbstbäume, schneebedeckte Berge und warmer Sonnenschein. Für das strahlende Brautpaar und für die große Hochzeitsgesellschaft war es ein Händedruck vom Himmel. Wir haben uns von Herzen mitgefreut und genossen den ganzen Tag.

 

Da kommt einem schon die Frage auf: Was muss man tun, dass man so reich beschenkt wird? Wenn ich das biblische Wort für heute lese aus Psalm 5 Vers 13, könnte ich verleitet sein, diese als Antwort auf so eine Frage zu nehmen: “Du, Herr, segnest die Gerechten, du deckst sie mit Gnade wie mit einem Schilde.” In “Hoffnung für alle” wird dieses Psalmwort für mich sehr eindrücklich übersetzt: Reich beschenkst du jeden, der dir, Herr, die Treue hält; schützend umgibt ihn deine Liebe.” Das Rezept klingt ganz einfach: Gott die Treue halten, und dann wird man reich beschenkt und beschützt.

 

Aber da kommen mir Menschen in den Sinn, die sehr schwere Wege geführt wurden. Da ist ein Freund von mir, der Gott wirklich vertraut hat, der sein Leben ganz in den Dienst Gottes gestellt hat, und trotzdem bei einem Autounfall sein Augenlicht verlor und seither blind ist. Oder die junge Frau, die Jesus von ganzem Herzen geliebt hat und die trotzdem zehn Tage vor ihrer Hochzeit vom Heuboden fiel und seither Tetraplegikerin ist.

 

Sie merken, dass solche Verse in manchen Lebenssituationen nicht so einfach zu verkraften sind. Vielleicht gehören Sie zu jenen Menschen, die Gott mit bestem Wissen und Gewissen treu waren, ihr Leben für ihn eingesetzt und für ihn gelebt haben. So vieles ging anders, als Sie sich das Sie zurücksehen, dann fragen Sie sich: Wo war seine schützende Liebe über Ihnen und Ihren Lieben? Die Gefahr ist groß, dass sich Bitterkeit einschleicht beim Lesen so eines Psalmwortes.

 

Ich habe auf viele Lebensführungen auch keine Antworten. Viele Fragen bleiben offen. Es gibt viele Tränentäler, die durchschritten werden müssen. Trotzdem will ich mir und Ihnen Mut machen, daran festzuhalten, dass Gott Sie und mich reich beschenkt und dass seine Liebe Sie und mich umgibt. Ich könnte nicht leben ohne diese Liebe, die auch dann da ist, wenn ich Gott nicht verstehe. Mein blinder Freund und die querschnittgelähmte junge Bäuerin, sind trotz schwierigster Lebensführungen Gott treu geblieben und können mit dem Psalmisten beten: “Wer dir treu bleibt, den beschenkst du mit Frieden und Glück, den umgibst du mit deiner schützenden Liebe.” Merken Sie etwas von der ganz anderen Qualität, die so ein Vers bekommt, wenn solche Menschen ihn sagen? Ich wünsche Ihnen heute, dass Sie in Ihrem Leben merken, wo Gott Sie trotz allem reich beschenkt hat, und dass seine Liebe Sie umgibt.

Autor/-in: Ruth Bai-Pfeifer