09.01.2011 / Wort zum Tag

Psalm 5,4

HERR, frühe wollest du meine Stimme hören, frühe will ich mich zu dir wenden und aufmerken.

Psalm 5,4

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Was machen Sie zuerst?

Vom Gründer einer Internetfirma  wird berichtet, dass er zuerst eine Steckdose für sein kleines Laptop sucht, bevor er die Menschen wahrnimmt, die im Raum sind. Andere setzen sich am Morgen zuerst einmal an den Bildschirm, um zu sehen, welche Neuigkeiten sich über Nacht ergeben haben oder greifen zu der guten alten Tageszeitung. Wieder andere bleiben am Morgen am liebsten noch recht lange im Bett. Zu bedrohlich erscheint das, was am Tag auf sie wartet.

Was machen wir zuerst? Und was schieben wir erst noch einmal ein Stück von uns weg? Das gibt uns Aufschluss darüber, was uns wirklich wichtig ist. Das gibt uns Aufschluss darüber, worüber wir uns freuen, worauf wir hoffen, wovor wir uns fürchten.

Der Psalmbeter hat für sich die Prioritäten geklärt: „Herr, frühe wollest Du meine Stimme hören, frühe will ich mich zu dir wenden und aufmerken.“

Er betet frühe am Morgen, zuerst, vor allem anderen. Frühe bringt er seine Anliegen vor den lebendigen Gott. Frühe bereitet er sich im Gebet auf den Tag vor, spricht er vor Gott aus, was er hofft, was ihn sorgt, bittet er um Leitung und Führung.

Das ist klug. Ich habe immer wieder die Erfahrung gemacht, dass ich aufgeräumter in den Tag gehe, wenn ich mich zuerst sammle und bete. Vieles klärt sich, wenn ich meine Anliegen vor dem dreieinigen Gott ausbreite, ihn um Führung und Leitung bitte. Und umgekehrt: Habe ich mir das Gebet aus angeblichem Zeitmangel gespart, verliere ich oft später viel Zeit, weil ich oftmals nicht überlegt handle sondern konfus werde.

Dabei geht es nicht nur darum, dass ich mich vor Gott ausspreche. Es geht nicht nur darum, dass ich zu Gott rede und er mich hört. Das alles ist wichtig. Aber dann kommt es auch darauf an, dass ich aufmerke. Ein seltsames Wort: Es bedeutet, dass ich mich unterbrechen lasse und aufmerksam hinhöre auf das, was Gott mir sagen möchte. Beten bedeutet also nicht nur, dass ich rede, es bedeutet auch, dass ich mir von Gott etwas sagen lassen. Das kann direkt durch ein Bibelwort sein. Das kann aber auch durch einen Impuls sein, den Gott mir gibt.

Ich war im Dorf unterwegs mit dem Fahrrad. Als ich an einem Haus vorbeifuhr, kam mir der Gedanke: „Die Frau ist krank. Nimm Dir Zeit für einen Besuch.“ Und das war dann auch richtig.  Die Familie freute sich, als ich vorbeikam.

Früher hörte ich einmal den Satz: „Es ist gut, wenn wir betend durch den Tag zu gehen.“ Erst konnte ich nicht so viel damit anfangen. Ich kann doch nicht immer beten. Aber dann wurde mir bewusst, dass es einfach darum geht, in Tuchfühlung mit Gott zu bleiben und ihn immer wieder zu fragen: „Was ist dir heute wichtig?“

Das aber geht einfacher, wenn ich schon den Tag früh mit einem Gebet beginne. Dann bin ich gewissermaßen online: Ich teile Gott mit, was mir wichtig ist, aber ich nehme auch auf, was ihm wichtig ist.

Autor/-in: Lothar Eisele