01.03.2012 / Wort zum Tag

Psalm 48,15

Wahrlich, das ist Gott, unser Gott für immer und ewig. Er ist's, der uns führet.

Psalm 48,15

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Im Psalm 48,15 heißt es: „Wahrlich, das ist Gott, unser Gott für immer und ewig. Er ist's, der uns führet.“
Heute fragen Sie sich aber vielleicht: „Führt Gott mich wirklich? Sieht er, wie es mir gerade geht? Braucht er mich denn überhaupt noch? Weiß er, wie unsicher und entmutigt ich derzeit bin?

Mit diesen Fragen im Gepäck ist vor kurzem ein Mann zu einer größeren Glaubenskonferenz gefahren. Seine Arbeit kam ihm gerade so sinnlos vor. Auch in seiner Kirchengemeinde ging es eher abwärts als aufwärts. Soll man sich da noch weiter einsetzen, sich engagieren gegen jede Hoffnung?
Die Konferenz war schön. Musik vom Feinsten, Vorträge, wie man sie nicht jeden Tag hört, es war wirklich viel Ermutigendes zu sehen und zu hören. Aber je näher das Ende kam, umso mutloser wurde der Mann. Der Kontrast zu seiner eigenen Lage und Befindlichkeit war einfach zu groß.

Am Schluss der Konferenz kam aber etwas Unerwartetes. Der letzte Redner hatte eine Einladung ausgesprochen. Alle Anwesenden sollen nun einfach zuhören, ob eine der folgenden Aufforderungen nicht gerade ihnen gelte. Man solle sich aber nicht zu viele Gedanken machen, Gott würde schon zeigen, welche es sei.
Kann man das, darf man das? Einfach ein Wort so nehmen, als ob Gott es zu einem selbst spreche? Diese Frage ist sicher nicht nur dem Mann, sondern vielen in der Halle in diesem Moment durch den Kopf gegangen. Dann erfolgten diese kurzen Ansagen. Und gleich die Erste traf den Mann mitten ins Herz. „Gib nicht auf!“ Die nächsten Ansagen perlten an ihm ab, aber diese eine hatte sich gleich tief in ihn hineingesenkt. Und der Eindruck wurde noch verstärkt. Er hörte: „Mach‘ etwas draus. Gehe weiter voran.“

Das war seine Platzanweisung. Nicht spektakulär, keine neue Führung, sondern die Aufforderung zu bleiben und treu an seinem bisherigen Dienst festzuhalten. Die Mutlosigkeit, mit der er angereist war hatte ihn bei diesen Worten verlassen. Es war eigenartig, wie berührt und gestärkt er jetzt seine Heimreise antreten konnte. So etwas hatte er gebraucht: Auf seinem schwierigen Weg von Gott gesehen und ermutigt zu werden.

Wahrscheinlich verlaufen die meisten Führungen Gottes so. Plötzlich erkennt man: Gott schaut hin. Er sieht mich. Das kann in einem Gottesdienst passieren, aber auch in einem Gespräch mit anderen. Und eines sollen wir wissen: Spektakuläre Neuausrichtungen oder großartige Aufbrüche sind eher selten. Meistens will uns Gott gerade dort gebrauchen, wo wir schon längst hingefunden haben. Er führt unser Leben ja auch nicht erst seit heute. Aber vielleicht will er mir heute zeigen, dass meine Anwesenheit und meine Arbeit nicht sinnlos sind, sondern Teil seiner guten Lebensführung.

Ein ähnlicher Gedanke wird in Martin Scorseses Film „Hugo Cabret“ entwickelt. Darin spielen Uhrwerke, aber auch jedes einzelne Zahnrad und ein herzförmiger Schlüssel eine große Rolle. Einmal erklärt der Waisenjunge Hugo seiner ebenso jungen Freundin Isabelle, dass er auf der Suche nach seiner Bestimmung sei. Aber gerade an den mechanischen Uhrwerken habe er eine wichtige Erkenntnis gewonnen. In technischen Geräten gäbe es nie etwas Überflüssiges. Jede Schraube, jedes Zahnrad versieht eine Aufgabe. Kein Bauteil sei zu viel. Beim Blick vom Bahnhofsturm über die Stadt durch das Glas der großen Uhr hindurch sei ihm plötzlich die Stadt selbst, ja vielleicht die ganze Welt wie eine große Maschine vorgekommen. Alles ist irgendwie miteinander verzahnt und verbunden. Das bedeute aber auch: Jeder Mensch würde dann genau seinen Platz und seine Bestimmung haben. Keiner ist überflüssig.

Unsere Welt ist kein Uhrwerk und wir sind keine festgeschraubten Zahnräder. Wahrscheinlich werden wir nie all die Zusammenhänge begreifen können, auch nicht, warum es gerade bei mir so langsam oder so schwierig vorangeht. Aber eines darf ich, dürfen Sie wissen: Es ist Gott, der führt. Mein Leben, Ihr Leben! Unser Leben hat einen Wert und eine Bestimmung. Der ewige Gott hat nicht nur seine Hand darauf gelegt, sondern uns fest mit sich verbunden. Das sollen Sie heute wissen. Er wirkt in uns, damit sein großes Werk zum Ziel kommt.
 

Autor/-in: Kirchenrat Dan Peter