26.07.2014 / Wort zum Tag

Psalm 42,7

"Mein Gott, betrübt ist meine Seele in mir, darum gedenke ich an dich aus dem Land am Jordan und Hermon, vom Berge Misar."

Psalm 42,7

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Wie abgrundtief muss die Not sein, wenn einer betet: „Mein Gott, betrübt ist meine Seele in mir! Darum denke ich an dich!“ Betrübt sein heißt ja konkret: Das Leben ist bedrückt und alle Energie ist weg, der Blick auf morgen ist eingetrübt und die Stimmung traurig, alles scheint ausweglos und die Zukunft trostlos.
Der Beter schildert seine Not in den Psalmen 42 und 43. Er hat viele Gründe für eine Depression: Warum er als Jude weit nördlich von Galiläa im heidnischen Gebiet im Gebirgsland des Hermon lebt, erfahren wir nicht. Aber er hat Heimweh. Denn nun ist er ein Ausländer, den man offensichtlich betrügt. Er spricht von einem Mann, der ihm viel Unrecht angetan hat: Wahrscheinlich nützt er ihn als billige Arbeitskraft schamlos aus (43,1). Aber das Schlimmste ist die gesellschaftliche Isolation: Er wird nämlich wegen seines jüdischen Glaubens verspottet, verhöhnt und ausgegrenzt (42,10-11).
Das alles zusammengenommen zerfrisst ihn wie eine tödliche Krankheit. Tränen sind seine Speise Tag und Nacht (42,4) und er fragt sich: „Warum muss ich bloß so traurig, betrübt und bedrängt leben? Warum hat mich denn Gott verstoßen?“ (43,2)
„Mein Gott, meine Seele ist tief betrübt!“

Isoliert und ausgeschlossen sein, nicht dazu gehören, geschnitten und gemobbt werden, ohne Grund verklagt werden, der Willkür der Mitmenschen rechtlos ausgeliefert sein,
-  nur weil man anders ist,
-  nur weil man eine andere Hautfarbe oder Religion hat,
-  nur weil man sich zu Gott und zu Jesus Christus bekennt, 
das passiert nicht nur anderswo, sondern auch in unserem Land!
Mancher könnte es einfacher haben, wenn er nicht als Christ denken und handeln würde. Sein Umfeld ließe ihn in Ruhe, er wäre nicht ständig der Kritik und Widerrede ausgeliefert und hätte weniger schlaflose Nächte! Solche Zeiten sind höchst unangenehm und zehren am Glauben, wenn sie länger andauern.

Dafür gibt uns das Bibelwort für heute nun einen wichtigen Hinweis: Es gibt für die betrübte Seele einen Notausgang! “Ich   g e d e n k e   an   D i c h , Gott!“ Der im Ausland angefochtene betrübte Jude betet sich seine Gottverlassenheit von der Seele weg hin zu Gott, obwohl er diesen Gott gerade nicht spürt!
Das mag Ihnen als Paradox vorkommen! Denn warum soll ich einem Gott vertrauen, der mich in meiner Not sitzen lässt? Der Beter will – Paradox hin oder her – trotzdem an Gott denken! Und er erinnert sich an wunderbare Pilgerfahrten hinauf zu den Gottesdiensten im Tempel auf dem Berg Zion (42,5). Dort hatte er Gottes Güte erlebt und erfahren! Das war keine Einbildung, das war Segen pur! Und deshalb, so sagt er, „gedenke ich betrübte Seele auch jetzt an Dich, Gott!“
Das ist der Notausgang nach draußen, an die frische Luft neuer Hoffnung und Zuversicht: „Denn Du bist der Gott meiner Stärke!“ (43,2). Deshalb befiehlt er seiner unruhigen Seele dreimal: „Warte nur zuversichtlich auf Gott! Denn ich werde ihm noch danken, dass ER mir hilft und mein Gott ist!“ (42,6.12; 43,5).

Wenn Sie also mit allem, was Sie betrübt und bedrückt, hoffnungsvoll auf Gott warten, dann dürfen Sie eines wissen: Sie werden bereits von Gott erwartet! Das hat Jesus versprochen: „Wer zu mir kommt, den werde   I c h   nicht hinausstoßen!“ (Joh. 6,37).
Bei Gott sind Sie also schon jetzt zuhause. Ihre Seele kann zur Ruhe kommen!

Autor/-in: Pfarrer i. R. Peter W. Henning