17.12.2009 / Wort zum Tag

Psalm 40,2

Ich harrte des HERRN, und er neigte sich zu mir und hörte mein Schreien.

Psalm 40,2

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In dem Wort „harren“ kommt das Hoffen eines Menschen zum Ausdruck, der ganz hart auf die Probe gestellt ist. Aber in dieser Krise wendet er sich an Gott. Dieses Harren auf Gott gehört nicht zu der Art, von der der Volksmund sagt „Hoffen und harren macht manchen zum Narren“, sondern dieses Harren ist ein Sichklammern an den unsichtbaren Gott. Es ist ein tiefes Vertrauen zu der Macht Gottes, zu seiner Güte und Barmherzigkeit. In solchem Harren liegt zugleich ein Wissen um die Wunderwege Gottes. Und tatsächlich: Dieser Fromme erlebt: „Er neigte sich zu mir und hörte mein Schreien.“ Wir erfahren nicht, was der Mann gehabt hat, aber sicher ist, das Wasser stand ihm bis zum Hals. Doch aus dieser Lage heraus hat ihm Gott geholfen. Der Fromme beschreibt das so: „Er zog mich aus der grausigen Grube, aus lauter Schmutz und Schlamm, und stellte meine Füße auf einen Fels, dass ich sicher treten kann; er hat mir ein neues Lied in meinen Mund gegeben, zu loben unsern Gott. Das werden viele sehen und sich fürchten und auf den HERRN hoffen. Wohl dem, der seine Hoffnung setzt auf den HERRN … HERR, mein Gott, groß sind deine Wunder und deine Gedanken, die du an uns beweisest“ (Ps 40,3-5).

Aus dem Zustand der Verzweiflung ist der Beter herausgekommen, weil sein Schreien von Gott erhört wurde. Die Hand Gottes hat ihn aus allem „Schmutz und Schlamm“ gezogen und seinen Füße wieder auf festen Boden gestellt. Der Beter macht die wunderbare Erfahrung: Gott erhört Gebet. Damit ist nichts darüber gesagt, warum Gott nicht immer eingreift. Hat der Fromme inniger gebetet als andere? Hat er Gott mehr vertraut als andere? Dieser Psalm gibt uns keine Antwort darauf. Was einzig zählt, ist die Barmherzigkeit Gottes. Sie ist Grund zur Hoffnung. Diese Erfahrung hat auch Josua gemacht, der Pastor einer Kirche in Kampala, der Hauptstadt Ugandas. In den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts herrschte dort der Diktator Idi Amin (1971-1979). Seine Geheimpolizei berichtete dem Diktator, dass die Gemeinde von Pastor Josua immer größer wurde. Daraufhin veranlasste der Diktator die Gefangennahme von Pastor Josua. Er wurde in ein Kellergefängnis geworfen, wo er auf seine Hinrichtung wartete. Er schrie zu Gott: „Herr, ich fürchte mich. Hilf mir, Herr. Nein, ich habe nicht Angst zu sterben, aber ich habe Angst vor der Folter, die kommt, bevor sie mich umbringen.“ Dazu muss man wissen, dass in diesem Gefängnis viele Gefangene nicht durch einen Schuss getötet wurden, sondern mit dem Vorschlaghammer. Pastor Josua betete: „Herr, lass bitte den ersten Schlag tödlich sein.“ Dann geschah ein Wunder. Josua berichtet später: „Plötzlich schien ein helles Licht in meiner dunklen Zelle. Ich hörte eine Stimme sagen: ‚Du bist nicht allein. – Ich bin mit dir. – Immer!’ Alle Angst verschwand. Ich kniete nieder und dankte Gott. Dabei muss ich mit lauter Stimme gesungen haben, denn plötzlich ging die Zellentür auf und zwei Polizisten schleppten mich hinaus. Ich dachte, der Augenblick sei gekommen, mich umzubringen, doch ich hörte nicht auf, meinen Gott zu loben. Als mich der Offizier sah und mein Singen hörte, sagte er zu den beiden Polizisten: ‚Dieser Mann ist verrückt. Es hat keinen Sinn, ihn umzubringen. Werft ihn raus.’ Kurz danach“, so erzählt Pastor Josua später, „war ich ein freier Mann“ (aus „Jeden Tag geborgen“, herausgegeben von Jan Pit, Hänssler-Verlag).

Wie gesagt: Gott hilft nicht immer so. Doch manchmal greift er auch so ein, so dass dann einer im Nachhinein freudig bekennen kann: „Ich harrte des HERRN und er neigte sich zu mir und hörte mein Schreien.“
 

Autor/-in: Pastor Udo Vach