16.06.2012 / Wort zum Tag

Psalm 4,8

Du erfreust mein Herz, ob jene auch viel Wein und Korn haben.

Psalm 4,8

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„Und was hab ich davon?“ fragte ich meine Freundin. Sie redete auf mich ein: „Los, mach doch weiter mit beim Reli-Unterricht. Du kannst mich doch nicht allein da lassen.“ Aber der Unterricht damals war langweilig, ich konnte nichts anfangen mit dem, was dort erzählt wurde. Ich kannte die biblischen Geschichten. Aber sie hatten nichts mit meinem Leben zu tun. Außerdem: wenn ich mich abmeldete, würde ich eine Freistunde bekommen und konnte mit den anderen ins Cafe nebenan gehen.

Was hat ein Schüler davon, am Religionsunterricht festzuhalten? Was haben Menschen davon, sich an Gott zu halten? Eine provokante Frage? Immerhin doch eine, die auch schon in den Psalmen gestellt wird. David erzählt im Psalm 4 von Menschen, die sich nicht an Gott halten. Die richten sich nicht nach Gottes Gebot, sondern sie schauen vor allem auf ihren eigenen Vorteil. Um zum Ziel zu gelangen wird gelogen und betrogen, wird geratscht und getratscht. Dass andere Menschen darunter leiden, dass sie Ungerechtigkeit hinnehmen müssen, Armut, Gewalt ..., das wird billigend in Kauf genommen. Und – haben solche Menschen Erfolg damit? Auf jeden Fall! Wer sich am besten durchsetzen kann, der kommt am weitesten. Das war früher so und das ist auch heute noch so. „Jene haben viel Wein und Korn“, sagt David. Die, die sich nicht an Gott halten, denen geht es oft sehr gut, zumindest äußerlich.

Mir ging es auch gut, als ich Gott noch nicht kannte – zumindest äußerlich. Ich war 17, da lernte ich zum ersten Mal Menschen kennen, die es mit ihrem Christ-Sein ernst nahmen. Sie beteten, lasen in der Bibel, trafen sich regelmäßig, um sich über die Bibel auszutauschen. Sie hatten etwas an sich, was mich anzog. Sie gingen in einer Freundlichkeit und einem Respekt miteinander um, wie ich es noch nicht kennen gelernt hatte. Und diesen Respekt hatten sie nicht nur für sich untereinander, sondern zeigten ihn auch allen anderen Menschen gegenüber, gleichgültig, wie viel oder wie wenig der andere darstellte.

Das war neu für mich. Ich war aufgewachsen in einem Umfeld, in dem es hieß: Wer im Leben weiterkommen will, der muss sich mit einflussreichen Menschen umgeben. Aber hier waren Menschen, denen war es egal, ob der andere reich war oder arm, klug oder einfach, einflussreich oder bedeutungslos. Sie freuten sich an jedem Menschen, so wie er war.
Und als ich sie fragte: Warum macht ihr das? - Da antworteten sie mir: „Wir machen es, weil wir glauben. Wir glauben, dass Gott jeden Menschen auf dieser Welt geschaffen hat, dass er ihn liebt mit seiner Persönlichkeit, so wie er ist.“ Das faszinierte mich. Und ich begann selbst in der Bibel zu lesen.

Was ich dort fand, beeindruckte mich noch mehr. Ich las davon, wie die Liebe Menschen aufbrechen und verändern kann, dass die Liebe der Schlüssel zu einem gelingenden Miteinander auf dieser Erde ist. Und ich las von dem, der die Liebe auf diese Welt gebracht hat und durch den sie nur möglich ist, Jesus Christus. Ich stand vor der Entscheidung, Ja zu dieser Person Jesus zu sagen und zugleich ein Ja zu seinem Weg der Liebe, oder Nein und das Ganze stehen zu lassen als eine philosophische Idee. Ich habe mich für das Ja für Christus entschieden. Und mit dem Ja kehrten die Freude und die Liebe in mein Herz hinein und sind mir bis heute geblieben.

Was hab ich davon, dass ich glaube? Ich habe eine Beziehung zu einem lebendigen Gott. Und eine unbeschreibliche Freude in meinem Herzen, die ich für nichts wieder hergeben möchte. Und der Reli-Unterricht damals? Ich hatte mich wieder angemeldet und begegnete dort einer faszinierenden Lehrerin. Jetzt wusste ich, was die Bibel mit meinem richtigen Leben zu tun hat!

Autor/-in: Dorothee Döbler