02.04.2010 / Wort zum Tag

Psalm 39,13

Höre mein Gebet, HERR, und vernimm mein Schreien, schweige nicht zu meinen Tränen.

Psalm 39,13

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Als unsere Kinder noch klein waren, kam eines Tages eines der Kinder zu mir ins Arbeitszimmer gestürmt. Es war offensichtlich erfüllt von etwas ganz Wichtigem, das es mir unbedingt jetzt sagen musste. Es brauchte dringend meine Hilfe. Aber ehe es mir seine wichtige Nachricht sagte, stieß es ganz atemlos heraus: „Papa, wie gut, das du da bist!“ - „Papa, wie gut dass du da bist!“ So voller Vertrauen dürfen wir Menschen zu Gott, dem himmlischen Vater kommen und ihm das sagen, was uns am Herzen liegt.

Viele Menschen heute haben Schwierigkeiten, so mit Gott zu reden. Sie können sich schlecht vorstellen, dass der große Gott sich mit ihren kleinen Alltäglichkeiten beschäftigen will. Und noch weniger können sie glauben, dass er aufgrund ihrer Bitten spürbar in das Geschehen eingreift. Dazu kommt hinzu, dass viele Menschen Sprachschwierigkeiten haben, wenn sie mit Gott ins Gespräch kommen wollen. Sie haben das Gefühl, das Gebet sei so etwas wie eine Fremdsprache, die sie nicht beherrschen und in der sie ihre Gedanken und Empfindungen nicht ausdrücken können. Deswegen schweigen sie lieber - und erfahren nie, welche konkrete Hilfe im Leben das Gespräch mit Gott sein kann.

Unser Tagestext macht uns darauf aufmerksam, dass wir mit Gott über alles reden können, was uns wichtig ist. Da kann der Beter Gott anflehen, ihn anrufen, vor Gott seine Verzweiflung herausschreien. Und an anderen Stellen der Bibel wird geschildert, wie Menschen Gott ihr Leid klagen, wie sie vor ihm weinen. Ein anderes Mal rufen sie ihre Freude laut heraus, jubeln. Stoßen Freudenseufzer aus. Zum Beten braucht es keine Extra-Sprache. Die Menschen, die in der Bibel beschrieben werden, sind gewiss: Gott hört und versteht uns, wenn wir ihm das sagen, was uns auf dem Herzen liegt und wenn wir ihm das so sagen, wie uns der Schnabel gewachsen ist. Für sie gehörte das Gespräch mit Gott so selbstverständlich zum Leben wie das Gespräch mit einem guten Freund.

Hier können uns vor allem die Psalmen eine gute Hilfe für das Gespräch mit Gott sein. Heute kann es vielleicht das Wort des Beters sein, das aus Psalm 39 stammt: „Höre mein Gebet, HERR, und vernimm mein Schreien, schweige nicht zu meinen Tränen.“ Und wenn Ihnen einmal die Worte für dieses Gespräch fehlen sollten, dann schlagen Sie doch einfach das Psalmenbuch der Bibel auf und reden Sie mit Gott in der Sprache einzelner Psalmen. Und Sie werden entdecken, wie Sie an der Seite der biblischen Beter Ihre eigene Gebets-Sprache lernen; wie Sie Ihre eigenen Worte dafür finden, Gott zu loben, ihm zu danken, ihn zu bitten. In der Beziehung zu Gott wird sich ein tiefes Vertrauen entwickeln, das Vertrauen eines Kindes zum Vater.

„Papa, wie gut dass du da bist!“ war der erleichterte Ausruf unserer Tochter damals in meinem Arbeitszimmer. „Gott, Vater, wie gut, das du da bist!“ Das ist das Vertrauen, das den betenden Menschen prägt und trägt. In dieser vertrauensvollen Beziehung zu Gott ist es nicht anders als in unseren Gesprächen mit vertrauten Menschen. Da reden wir auch nicht nur miteinander, wenn wir in Not sind und unbedingt auf die Hilfe des andern angewiesen sind. Zu einer lebendigen Beziehung gehört das lebendige Gespräch. Und da darf alles zu Sprache kommen, was für unser Leben wichtig ist. Die Freude und die Traurigkeit, das Lob und der Zweifel, die Angst und die Zuversicht und vieles andere mehr. Gott, unser Vater, ist da und hört. Das ist gut zu wissen. Auch heute.
 

Autor/-in: Pastor i. R. Harald Stein