01.04.2013 / Wort zum Tag

Psalm 37,4

Habe deine Lust am HERRN; der wird dir geben, was dein Herz wünscht.

Psalm 37,4

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„Gönn dir doch selbst mal etwas! Lass es dir gut gehen!“ Sätze, die uns bekannt vorkommen. Wellness, Zur-Ruhe-Kommen, sich für eine Weile zurückziehen aus der Hektik und den Belastungen des Alltags, sich mal so richtig verwöhnen lassen, das hat bei uns Hochkonjunktur – und verursacht neuen Stress.

Das Bibelwort für diesen Tag spricht dieses Thema von einer anderen Seite her an. Im 37. Psalm heißt es: „Habe deine Lust am HERRN; der wird dir geben, was dein Herz wünscht.“ Genauer übersetzt: „Lass dich verwöhnen bei Gott!“ „Verwöhnen“ hat mit unseren Wünschen sehr viel zu tun. Wir können meist ziemlich genau beschreiben, wie wir uns am liebsten verwöhnen lassen würden: ein gutes Essen, ein edler Tropfen dazu, eine Massage, schöne Musik, ein interessantes Buch usw. Denken wir an den heutigen Tag, dann fallen jedem und jeder von uns gewiss eine Menge Wünsche ein: dass der Kopfschmerz endlich aufhört; dass die lange Fahrt ohne Zwischenfälle zu Ende geht; dass das Essen gelingt, das ich kochen möchte.

„… der wird dir geben, was dein Herz wünscht“ – das klingt ja schon sehr gut. Es bedient die alte Vorstellung von Gott als dem „Wünsche-Erfüller“. Sie besagt: Ich gebe „der Gottheit“ etwas (nämlich ein Opfer, zum Beispiel Geld oder Zeit oder Ergebenheit), und dafür wird „die Gottheit“ mir meine Wünsche erfüllen – die allzu verständlichen Wünsche nach Gesundheit, Wohlstand, Glück und langem Leben. Sehen wir es so an, dann ist die Enttäuschung vorprogrammiert. Der Gott der Christen, wie er sich uns in der Heiligen Schrift zeigt, ist und bleibt nämlich der Souveräne, der sich nicht drängen und nicht zwingen lässt.

Wie verstehen wir unser Bibelwort dann richtig, so, dass es einen Sinn macht? Der Schlüssel zum Verständnis ist die Frage, ob eine Beziehung zwischen Gott und mir besteht. Eine Beziehung, die auf meiner Seite von Vertrauen und Zutrauen, von Liebe und Dankbarkeit geprägt ist. Eine Beziehung, in die Gott Verlässlichkeit und Macht, Geborgenheit und Liebe einbringt – und vieles mehr. Kommen diese beiden Seiten zusammen, dann verliert vieles seine Attraktivität und auch sein Gewicht, seine Bedeutung für unser Leben, vieles, das uns sonst wichtig wäre. Ob Gott unsere Wünsche erfüllt, ist kein Erkennungszeichen dafür, dass er uns liebt und dass wir ihm vertrauen. Das Wünschen und das Erhalten ist eingebettet in die Beziehung zu Gott.

Im 37. Psalm geht es (so sagt die Überschrift der Luther-Bibel) um „das scheinbare Glück der Gottlosen“, also der Leute, denen eine Beziehung zu Gott fehlt, die auch von sich aus nicht daran interessiert sind. Es wird erwähnt, was solche Menschen denen scheinbar voraus haben, für die Gott wichtig ist: Macht, Erfolg, Glück. Allerdings – am Ende, wenn ein Strich unter ein Leben gezogen wird, und auch schon vorher, stellt sich manches doch ganz anders dar. Nicht das „Haben“ oder das „Gehabt-Haben“ macht ein Leben reich, sondern das „Sein“, nämlich das Sein bei Gott und mit Gott.

Autor/-in: Dekan Dr. Heinz-Werner Neudorfer