11.12.2011 / Wort zum Tag

Psalm 31,16

Meine Zeit steht in deinen Händen.

Psalm 31,16

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Im Leben jedes Menschen gibt es zwei entscheidende Daten: das Geburtsdatum und das Todesdatum. So habe ich es schon in der Schule gelernt, wenn von wichtigen Personen die Rede war: zum Beispiel Martin Luther, 10. November 1483 - 18. Februar 1546. Oder: Johann Wolfgang von Goethe, 28. August 1749 - 22. März 1832. Diese beiden Daten stehen für das Leben eines Menschen.

Manchmal denke ich darüber nach, welches wohl mein zweites Datum sein wird. Wie wird das wohl klingen, wenn die Nachwelt über mich spricht? Jutta Schierholz, geborene Schäfer, 7. Oktober 1969 – bis? 11. Januar 2042? 5. Juli 2059? Oder 10. April 2012? (Das hoffe ich nicht ...) Irgendeines wird mein Datum sein. Einer der Tage des Jahres wird eines Tages als mein Todesdatum verzeichnet werden. Und jedes Jahr kommt dieser wichtige Tag und geht wieder vorüber, und ich weiß es nicht. Und das ist ja auch gut so.

Eines Tages wird meine Zeit abgelaufen sein. Der Tod gehört zum Leben dazu, er ist sogar ein ganz wichtiger Teil davon. Deshalb ist er eigentlich auch nichts, wovor ich wirklich Angst haben muss. Ich habe keine Ahnung, wann, wo und woran ich sterben werde. Aber Gott weiß es bereits. Gott sieht mein Leben und auch meinen Tod bereits voraus, und es wird genau so kommen, wie Gott es sich gedacht hat. Ich werde an dem Tag sterben, den Gott festgesetzt hat. Nicht später, aber auch keinen Tag früher.

Für David, der diesen Vers vor sehr langer Zeit gedichtet hat, war das ein sehr tröstlicher Gedanke. Denn er sagt ihn in einem Psalm, den er in größter Bedrängnis schreibt. Er ist auf der Flucht vor seinen Feinden, die ihm nach dem Leben trachten, und es sieht gerade gar nicht gut aus für David. Er befürchtet, aus seinem Versteck nicht mehr lebend herauszukommen. Und in dieser Situation sagt er diesen Satz: Meine Zeit steht in deinen Händen. Ich kann jetzt nichts weiter dazu beitragen, dass ich hier mit dem Leben davonkomme. Gott, es liegt an dir.

Und wie wir wissen, hatte Gott noch andere Pläne mit David. David hat weitergelebt, noch sehr lange. Seine Zeit war erst sehr viel später abgelaufen; er starb alt und hochbetagt, heißt es in der Bibel. So ein langes Leben wünsche ich mir auch, so alt zu werden ist ein echtes Geschenk. Aber manchmal lässt Gott Menschen auch so jung sterben ... Das finde ich immer besonders schlimm, ich begreife nicht, wieso Gott das tut. Auch Jesus starb als junger Mann, aber bei Jesus wird uns in der Bibel der Grund genannt: seine Zeit war einfach um. Er war fertig. Er hatte seine Aufgabe zu Ende gebracht. Das Schöne bei Jesus ist übrigens auch, dass er dann als Auferstandener zu sehen war. So, wie ich eines Tages in der Ewigkeit wieder auferstehen werde. Aber könnte es denn sein, dass es gar nicht so sehr auf die Länge des Lebens ankommt? Sondern darauf, dass ich meine eigene, kleine Aufgabe, die Gott mir gibt, hier auf der Erde erfülle? Wenn mir das gelingt – mir scheint, das wäre noch das viel größere Geschenk.

 

Autor/-in: Jutta Schierholz