18.06.2013 / Wort zum Tag

Psalm 30,12

Du hast meine Klage verwandelt in einen Reigen, du hast mir den Sack der Trauer ausgezogen und mich mit Freude gegürtet.

Psalm 30,12

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Energiewende – dieses Wort gehört – neben wenigen anderen – zu den Begriffen, die zur Zeit am häufigsten zu hören und zu lesen sind. Das Wort steht ja für eine gewaltige Veränderung. Es geht um den Ausstieg aus der Atomenergie. Nach dem letzten katastrophalen Reaktorunfall im japanischen Kernkraftwerk Fukushima geben einige Länder ihr Kernenergieprogramm auf und wenden sich mehr und mehr der sogenannten erneuerbaren Energie zu. Die Wende ist so radikal, dass Vorher und Nachher im Gegensatz zueinander stehen.

Ich empfinde, dass der Psalm 30  von solch einer extremen Verwandlung spricht. Im 12. Vers kommt der Gegensatz zusammenfassend zum Ausdruck: „Du hast meine Klage verwandelt in einen Reigen, du hast mir den Sack der Trauer ausgezogen und mich mit Freude gegürtet.“

Ich habe bei diesem Vers an Energiewende gedacht, weil hier so etwas passiert. Zwar geht es nicht um Ökostrom im Gegensatz zu Atomstrom, doch auch Trauer und Klage sind Energien und kosten Kraft. Die gleiche Energie, die ein Mensch einsetzt, um vor Gott seine Not und Schmerzen auszusprechen, wird verwandelt  in ein intensives Gotteslob. Nun setzt die Energie sich nicht mehr aus Leiden zusammen, sondern aus der Freude an Gott, der geholfen hat. So wie Schmerzen einen Menschen aufschreien lassen oder zu Boden drücken, setzt das rettende Handeln Gottes Kräfte frei, die sich ebenso körperlich ausdrücken. Niedergeschlagenheit und Trauer sind vorbei, der Beter lobt Gott mit ausgelassener Freude und mit Tanz. Was ist passiert? Das „Unterste ist nach oben gekehrt“ – so radikal ist die Veränderung.

Dasselbe hebräische Wort, das hier an der Stelle für `verwandeln´ steht, beschreibt an anderer Stelle eine Katastrophe, in der nachher nichts mehr so ist wie es vorher war. Beim Untergang von Sodom und Gomorrha bleibt kein Stein auf dem anderen. Ich kenne Menschen, die gleichsam erleben, wie ihr Alltag von heute auf morgen wie auf den Kopf gestellt erscheint. Da ist plötzlich alles ganz anders, so schlimm und schmerzlich. Durch den viel zu frühen Verlust des Ehepartners oder die endgültige Arbeitslosigkeit oder eine unheilbare Krankheit erscheint das „Unterste nach oben gekehrt“, erfahren die Menschen ihr Leben als total verwandelt. Doch das ist nicht die endgültig letzte Erfahrung.

Der Psalm 30 und der, der ihn gebetet hat, sprechen von der dann folgenden Erfahrung. Dabei gebraucht der Beter das Bild vom neuen Morgen, der auf das Dunkel der Nacht folgt. In dieser Weise hat er Gott erlebt als den, der die Not wendet, das Dunkel wieder hell macht, die Trauer in Freude verwandelt. Daran möchte ich festhalten und gerade in schwierigen Zeiten darauf vertrauen, dass die Dunkelheit letztlich besiegt wird. Der Morgen kommt und mit ihm die Freude, denn Gott hört auf unser Beten. Und Jesus Christus ist der Sieger, der sogar den Tod entmachtet hat. Ich wünsche mir und Ihnen, liebe Hörer, dass wir so eine „Energiewende“ erleben, in der Gott unsere Klage in Freude verwandelt und wir Gott loben und danken für die erfahrene Hilfe.

Autor/-in: Pastor Ralf Schöll