13.07.2014 / Wort zum Tag

Psalm 25,7

"Gedenke nicht der Sünden meiner Jugend und meiner Übertretungen, gedenke aber meiner nach deiner Barmherzigkeit, HERR, um deiner Güte willen!"

Psalm 25,7

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Wie viele Erinnerungen vertragen wir Menschen eigentlich?
Vielleicht finden Sie diese Frage seltsam. Aber warum nicht einmal darüber nachdenken?

Sobald wir uns besinnen, wird uns nämlich etwas bewusst: Die Frage, wie viel unser Gedächtnis aufnehmen kann, trifft das eigentliche Problem gar nicht. Denn die moderne Hirnforschung hat festgestellt, dass die Kapazität unseres Gedächtnisses unvorstellbar groß ist. Dass wir in unserem Leben nur 10% davon nutzen, ahnte ja schon Albert Einstein!  Trotzdem bleibt völlig offen, wie belastbar ich mit meinem Gedächtnis bin. 
Wir merken plötzlich: Es geht gar nicht um Quantitäten. Nicht wie viele, sondern welche Erinnerungen wir ertragen – oder eben nicht ertragen – das ist die Frage!

Denn es gibt gute und böse Erinnerungen, schöne und hässliche Erlebnisse aus der Vergangenheit sowie leichte und schwierige Zeiten!
Ja, es gibt Dinge, die wir lieber nicht in unserer Biografie hätten: Schuldhaftes Versagen, lieblose Worte, Lügen und Halbwahrheiten, Verletzungen und Bitterkeit.

Plötzlich hat unsere Ausgangsfrage doch wieder etwas mit der Menge der Erinnerungen zu tun, denn schöne Erinnerungen stellen kein Problem dar! Von denen können wir nicht genug haben. Davon erzählen wir ja auch so gerne an unseren Geburtstagen, Familienfesten, Firmenjubiläen und Freundestreffen! 
Ganz anders ist das mit den negativen Erinnerungen! Da heißt es dann oft „Schwamm drüber“, „Lass mal gut sein“ oder „Das wird sich schon wieder einrenken“. Man schweigt lieber, redet nicht darüber, und entwickelt ein „dickes Fell“. So versucht man zu vergessen und zu verdrängen, zu verstecken und zu verbergen.
Aber wie lange lässt sich das aushalten? Wie lange vertrage ich meine (verdrängten) Erinnerungen an Sünde und Schuld? Die Erfahrung der Menschen seit Urzeiten zeigt: Nicht ewig!

In der Bibel bestätigt das der altisraelitische König David. Mitten in einer politischen Turbulenz wird er von seinen Gegnern arg bedrängt. Und er sucht die Nähe Gottes: „Nach Dir, Gott, sehne ich mich!“ So beginnt sein eindringliches Gebet, in dem er seine
verzweifelte Situation vor Gott ausbreitet. Aber dann bricht etwas aus ihm hervor, das ihn auch noch plagt und bedrängt. Er fleht Gott an: „Gedenke aber nicht der Sünden meiner Jugend und meiner Übertretungen!“ 
David hält die Erinnerung an diese „alten Geschichten“ nicht mehr aus. Sie belasten ihn so furchtbar, dass er seine Jugendsünden vor Gott ausschreit und zugibt, wie stark sein Herz und Gemüt von Einsamkeit, Angst, Not, Jammer und Elend belastet sind (17-18). Diese dunklen Erinnerungen hält er nicht mehr aus. Ob es wenige oder viele sind, die Quantität spielt hier keine Rolle mehr. Nur schon eine einzige Sünde führt in Probleme und Nöte!

David sucht den Ausweg: „Gott, gedenke meiner nach deiner Barmherzigkeit um deiner Güte willen!“ Die Bitte um Gnade durchzieht sein ganzes Gebet, weil er weiß: Nur Gott kann unsere Bosheiten vergeben, unser Gedächtnis aufräumen und unsere Erinnerungen heilen! So nimmt David die Güte Gottes in Anspruch und bekennt: „Meine Augen sehen stets auf Gott, denn er wird meinen Fuß aus dem Netz ziehen.“ (15)

Wenn Sie so wie David auf Gott blicken und ihm die Vergebung Ihrer Schuld erlauben, muss es für Sie keine lähmenden Erinnerungen mehr geben! Gott wird das innere Netz dauernder Anklagen zerreißen. Und dann winkt Ihnen die Freiheit „seliger“ Erinnerungen!

Autor/-in: Pfarrer i. R. Peter W. Henning