03.05.2009 / Wort zum Tag

Psalm 25,3

Keiner wird zuschanden, der auf dich harret; aber zuschanden werden die leichtfertigen Verächter.

Psalm 25,3

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Es begeistert mich jedes Mal wieder. Ein Mensch erzählt aus seinem Leben. Er spricht von Erfolgen und von Niederlagen. Von Höhen und Tiefen, die er in seinem Glauben erlebt hat. Ehrlich ist er, deshalb erzählt er auch, wo es in seinem Leben hakt. So wird sichtbar, wie Gott wirkt in dem Auf und Ab seines Lebens.

An verschiedenen Stellen ahne ich, wie Gott seine Hand ausgestreckt hat, so wie Jesus es gemacht hat, als Petrus vor ihm im See versinkt und nur noch schreit: "Herr, hilf mir" (Mt. 14,30). Petrus wurde von Jesus gehalten. Sein Arm hat sicher geschmerzt, als Jesus so beherzt zugriff. Die Angst stand Petrus im Gesicht geschrieben. Sein Mut hatte ihn verlassen. Aber er sinkt nicht ein. Und Jesus kann ihn gebrauchen, obwohl er seinen kleinen Glauben kritisiert. Petrus wird nicht als untauglich ausgemustert. Er ist weiter im Schülerkreis der zwölf Jünger dabei. Jesus wird ihn zum Felsen der Gemeinde machen. Auch dieses Vorhaben wird nicht gestrichen, weil Petrus im entscheidenden Moment auf dem See nicht Jesus vertraut hat. Er ist für Jesus brauchbar. Jesus hält an Petrus fest.

Petrus wird nicht zuschanden, weil er auf Jesus harrt. Sein Hilfeschrei war immerhin an Jesus adressiert. Und der hat nicht erst gefragt, meint Petrus das auch ernst, bin ich nur sein Notnagel? Na, dann soll Petrus mal sehen, wie er jetzt klar kommt. Nein, so denkt Jesus nicht. Jesus greift beherzt zu: Keiner wird zuschanden, der auf ihn harrt.

Ich glaube, Gott begeistert es auch, wenn wir ihm unser Leben erzählen und sagen: Da hast du mich festgehalten. Du bist zur Stelle gewesen. In den Augenblicken habe ich dich vermisst. Wo warst du eigentlich? Und trotz aller offenen Fragen sagt es ein Beter Gott: "Keiner wird zuschanden, der auf dich harret; aber zuschanden werden die leichtfertigen Verächter." Gott hält mich. Auch wenn die Angst mich überfällt, Gott ist da. Er begleitet mich im Tal der Angst. Manchmal sehe ich das nicht. Oft genug schmerzt mich sein Griff und oft glaube ich noch nicht mal, dass er es ist, der zupackt, damit ich nicht zuschanden werde.

Warum war Petrus kein leichtfertiger Verächter? Er hat nicht gesagt: Ich wollte auf dem Wasser gehen, ich habe mir das eingebrockt, jetzt muss ich die Suppe auch selbst auslöffeln. Irgendwie muss ich versuchen, mich über Wasser zu halten. Hoffentlich sind die anderen so clever, dass sie mich aus dem Wasser fischen und an Bord hieven. Petrus hat Jesus nicht vorgeworfen: Wenn du mich auf das Wasser rufst – warum sinke ich dann ein? Das hätte doch funktionieren müssen - du hast mir doch den Auftrag gegeben. Ich bin doch auf dein Wort hin aus dem Boot gestiegen, warum geht dann nicht alles glatt? Oder: Gott, du bist unfähig. Dein Sohn hat die Sache nicht im Griff. Sonst wäre nicht dieser Wind da gewesen, ich wäre nicht abgelenkt gewesen und hätte meinen Blick auf Jesus ruhen lassen können und alles wäre wunderbar gewesen – aber so? Petrus hat das alles nicht gemacht. Er wird nicht zuschanden, weil er - fasziniert von Jesus - Ungewöhnliches wagt. Petrus wird nicht zuschanden, obwohl er die Gefahren sieht. Er lässt sich zwar unnötig von ihnen beeindrucken, richtet aber dann doch seinen Hilfeschrei an Jesus. Besser jetzt noch scheu zu Jesus schauen und ihn um Hilfe anflehen, als voller Stolz den Bach runter gehen.

Keiner wird zuschanden, der auf ihn harrt – ob Sie das auch von sich und Gott sagen können?

Gott jubelt. Er jubelt über Petrus. Trotz der Sache auf dem See. Er jubelt auch über mich. Auch wenn ich vollmundig eingesunken bin. Er jubelt über mich, weil er sieht: Wir sind unzertrennlich. Da greift einer nach dem anderen. Und ich selbst freue mich über Gott, der sich so begeistern kann. Sich meinetwegen ereifert, damit ich nicht zuschanden werde. Jesu Kreuz ist der Ort, an dem meine Schande längst hängt. Deshalb lasse ich mich von dem Satz anstecken: "Keiner wird zuschanden, der auf dich harrt."
Autor/-in: Pastorin Elke Drossmann