15.08.2010 / Wort zum Tag

Psalm 25,20

Lass mich nicht zuschanden werden, denn ich traue auf dich!

Psalm 25,20

Ihr Browser unterstützt HTML5 Audio nicht!

Ja, ich lese gerne die Psalmen. Mich fasziniert es, wie Menschen bereits in der Zeit vor Jesus ihren Glauben lebten und zum Ausdruck brachten. Wie sie Gott loben (Ps. 103), wie sie ganz konkret dem Schöpfer ihren Dank zum Ausdruck bringen (Ps. 104). wie sie aber auch ihre Schuld vor Gott bekennen (Ps. 51) oder ganz ehrlich ihre Fragen und Zweifel aussprechen (Ps. 18).

Pastor Hansen schreibt einführend zum Buch der Psalmen: Wenn ich fröhlich bin, springe ich in die Psalmen wie in ein blaues Meer. So wie es die Wellen tun, tragen mich ihre Worte wunderbar. Wenn ich traurig bin, flüchte ich in die Psalmen wie in ein festes Haus. Ich berge mich in einem Raum des Trostes und erhole mich. Wenn ich einsam bin, gehe ich in die Psalmen und finde viele Freunde. Sie erzählen mir von ihren schönen und schweren Tagen und umarmen mich. Wenn ich Wege suche, forsche ich in den Psalmen wie auf einer Landkarte. Ich entdecke Straßen, die mich nach vorne führen bis ans Ziel.

Der Beter von Psalm 25 erlebt in seinem Leben manche Höhen und Tiefen. Er weiß um Bedrohungen durch Feinde (2), um Nöte (V. 16), er bittet Gott um Führung (4). In allem ist er aber erfüllt von einem festen Vertrauen zu Gott. Fast am Ende dieses Psalms sagt er in Vers 20: „Laß mich nicht zuschanden werden, denn ich traue auf dich!“ Da schaut er also nicht völlig selbstsicher auf seine eigenen Fähigkeiten. Nein, er gibt eine Vertrauenserklärung für seinen Gott ab!

Worauf setzen Sie ihr Vertrauen? Viele Menschen heutzutage bauen ihr Leben lieber auf eine gut finanzielle Absicherung. Für einen verlockend hohen Zinssatz vertraut mancher Geldanleger ausländischen Banken sehr viel Geld an. Aber sie mussten dann miterleben, wie durch Geldspekulationen ein Teil dieser Banken zahlungsunfähig wurden. Plötzlich stehen sie mit leeren Händen und leerem Bankkonto da. Auf jeder US-Dollarnote steht der Satz: „In God we trust“, dass heißt: „ Auf Gott vertrauen wir!“ Mein Vermögen gibt mir keinen Halt für mein Leben. So hilfreich es ist, finanziell abgesichert zu sein, aber Geld alleine kann kein sicheres Fundament für mein Leben sein. Die internationale Wirtschaftskrise ist uns eine Mahnung. Ähnlich sieht es hier der Beter vom Psalm 25, Vers 20: „Laß mich nicht zuschanden werden, denn ich traue auf dich!“ Gerade in seinen Nöten durfte er erfahren, dass Gott ihm Halt geschenkt hat.

Mir kommt das Ehepaar Bodelschwingh in den Sinn, damaliger Leiter der Behindertenarbeit zu Bethel. Innerhalb von 14 Tagen verlor das Paar
seine vier Kinder an Diphterie, ein unfassbares Leid! Kaum verwunderlich, wenn sie mit Gott gehadert hätten. Aber Pastor Bodelschwingh zieht sich nicht verbittert zurück. Nein, er zimmert sich und seiner Frau eigenhändig eine Holzbank, die er dann vor die Gräber seiner vier Kinder stellt. Zu seiner Frau sagt er: „Auf diese Bank wollen wir uns oft setzen und fragen, was Gott uns damit sagen sollte….“ So stellt er sich dieser tiefen Glaubenskrise. Aber er wirft sein Vertrauen zu Gott nicht fort. Lassen Sie sich von diesem Zutrauen anstecken und im Herzen mit einstimmen: „Laß mich nicht zuschanden werden, denn ich traue auf dich!“ (Psalm 25, Vers 20)

Autor/-in: Pfarrer Rainer Heuschneider