20.06.2011 / Wort zum Tag

Psalm 22,27

Die Elenden sollen essen, dass sie satt werden; und die nach dem HERRN fragen, werden ihn preisen.

Psalm 22,27

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Zerschlagen, niedergetreten, ausgeschüttet wie Wasser, so fühlt er sich, der Beter des 22. Psalms. Um ihn herum erscheinen die Nächsten wie gewaltige Stiere, mächtige Büffel oder brüllende und reißende Löwen. Von der Nähe Gottes ist nichts mehr zu spüren. Im Gegenteil, seine Hilfe ist ferne (V. 2) In der Erinnerung leuchtet auf, dass die Vergangenheit geprägt war von der Erfahrung, dass, wer zu Gott schrie, der wurde errettet (V.5 + 6). Aber nun ist alles ganz anders. Keine Hilfe, kein Eingreifen Gottes, kein Erbarmen.

Geht es Ihnen heute auch so? Haben Sie auch den Eindruck, dass Gott Sie verlassen hat (V.2). Quält Sie auch die Frage des Warum? Empfingen Sie wie der Psalmbeter, dass Ihre Kräfte vertrocknen (V.16) und Ihre Knochen - vor Schmerzen - einzeln zu zählen sind? Fühlen Sie auch den beißenden Spott derer, die auf Sie herabschauen (V. 18)? Ich kann gut verstehen, dass in einer solchen Situation es nur ein kleiner Schritt ist zu dem Warum, das auch in diesem Psalm 22 gestellt wird.

Nun habe ich in diesem Psalm eine doppelte Antwort gefunden, die mich selbst getröstet und aufgerichtet hat:
1. Jesus, der Sohn Gottes, hat auch solche dunklen Stunden durchlaufen. Auch er durchlitt die Stunden der Gottverlassenheit und Einsamkeit. Auch Jesus war umgeben von Widersachern, die ihm das Leben schwer machten. Bei ihm ging es sogar so weit, dass der Hass und die Anfeindungen ihm das Leben gekostet hat am Kreuz von Golgatha. Wenn Sie also heute durch eine Durststrecke der Einsamkeit und Verzweiflung gehen, dann kann Sie Jesus gut verstehen, denn er kennt solche Situationen sehr gut. Er versteht Sie und leidet mit Ihnen mit.

Und ein zweites fällt mir auf: Gott hält ein zweifaches für sie bereit: Sie sind zum Essen eingeladen. "Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde" (Ps. 23,5) lesen wir in Psalm 23. Elende sind eingeladen zum Essen. Sie dürfen mit leeren Händen kommen und schöpfen. Sie dürfen mit ihrem Hunger und Durst nach Gott, wie auch mit der Sehnsucht nach einem erfüllten Leben, in die Gegenwart Gottes treten und er ist bereit, ihre hungrige Seele satt zu machen. Und auch das andere sollen sie erleben: Wenn sie ihn fragen, dann werden sie ihn erfahren und ihn preisen. Das heißt: Er wird sie in ihrem Alltag  beschenken mit seiner Hilfe, sodass sie ihn loben und preisen können. Es wird hier nicht näher beschrieben, wie das aussieht. Das wird auch bei jedem anders aussehen. Aber es gibt keinen Zweifel: Gott wird antworten. Von Jesus lesen wir im Hebräerbrief, dass er von Gott erhört wurde (Hebräer 5,7), obwohl ihm das den Weg ans Kreuz nicht ersparte. Wahrscheinlich beantwortet Ihnen Gott die Frage des Warum nicht. Trotzdem darf heute Ihre Seele satt werden, d. h. zur Ruhe kommen, durch Ihren Glauben an Jesus Christus. So wird dann auch der heutige Tag ein Segenstag für Sie sein.
 

Autor/-in: Walter Ulmer