10.04.2013 / Wort zum Tag

Psalm 143,10

Lehre mich tun nach deinem Wohlgefallen, denn du bist mein Gott; dein guter Geist führe mich auf ebner Bahn.

Psalm 143,10

Hebräer 13,9

Ihr Browser unterstützt HTML5 Audio nicht!

„Lehre mich tun nach deinem Wohlgefallen, denn du bist mein Gott; dein guter Geist führe mich auf ebener Bahn.“ heißt es in Psalm 143,10. Es ist also nicht immer richtig, an einer bestimmten Idee oder an einem einmal eingeschlagenen Weg festzuhalten. Es muss ausreichend Platz bleiben für Gottes gutes Führen.

„Du bist ganz schön stur“, sagt meine Frau. „Nicht stur, sondern beharrlich“, sage ich. Ja, wenn ich mir etwas Neues vorgenommen habe, dann lasse ich mich nicht so leicht davon abbringen. Außerdem:  Der biblische Ausdruck beharrlich klingt doch viel besser als stur. Trotzdem habe ich immer wieder erlebt, dass Gott mir zwar etwas gezeigt hat, mein Interesse daran geweckt hat, aber dann mich nochmals ganz anders geführt hat, als ich es mir zunächst vorgestellt hatte.

So ist es auch nach meinem Vikariat gewesen. Ein väterlicher Freund hat mich angerufen. Er hat meine Liebe zur journalistischen Arbeit gekannt und mein großes Interesse an den Medien. Und es ist sein Anliegen gewesen, mich darin zu unterstützen. „Komm“, hat er gesagt, „begleite mich doch nächste Woche zum Sender. Wie ich gehört habe, suchen die einen jungen Mann.“

Mit großer Begeisterung und hohen Erwartungen bin ich mitgefahren. Es hat so richtig gekribbelt in meinem Bauch. Neues wagen, die Herausforderung suchen, das gefällt mir. Gedanklich bin ich immer wieder das Vorstellungsgespräch durchgegangen, habe alle möglichen Fragen durchgespielt. Ich habe mir auch eine sehr gute Begründung überlegt, warum sie im Sender ausgerechnet mich, einen jungen Pfarrer, nehmen sollten.

Ja, ich bin bereit gewesen, nochmals neu anzufangen. Auch umziehen, eine neue Umgebung kennenlernen, dazu die vielen neuen Kontakte und vor allem die beruflichen Herausforderungen, das hat mich weit mehr gereizt als gebremst.

Als wir angekommen sind, habe ich mich vor den Besprechungsraum gesetzt, wie man mir gesagt hat und gewartet. Es hat gedauert. Die Sekretärin wusste nicht so recht, wie sie mir nach immer wieder neuen 15 Minuten sagen sollte, dass es sich weiter hinzieht und sie nicht wisse, wie lange noch. Dann endlich ist der Direktor eingetroffen.

Aber offensichtlich ist er überhaupt nicht im Bilde gewesen, weswegen ich hier war. Das hat mich natürlich schwer verunsichert. Er aber hat es einfach überspielt. Freundlich zugewandt, hat er mich mit hineingeführt und das Gespräch eröffnet. Es hat sich dann herausgestellt, dass die von mir angestrebte Stelle bereits intern vergeben worden ist.

Und was jetzt? Eins ist klar gewesen: Es sollte nicht in diese Richtung gehen, nicht  jetzt. sondern ich habe die Aufgabe mit der gleichen Energie anzupacken, die mir zuerst nur die zweitbeste Möglichkeit schien.

Vor wenigen Tagen habe ich wegen eines Wasserschadens meinen Keller ausgeräumt. Da sind mir handschriftliche Notizen und Bibelverse aus genau dieser Zeit in die Hände gefallen. Mit jeder Tageslosung habe ich damals um den richtigen Weg gerungen und daneben geschrieben. „Soll ich diesen Weg trotzdem weiterverfolgen? Was sagt mein Bauchgefühl? Es fühlt sich komisch an. Aber viel wichtiger ist: Was willst du, mein Gott? Es scheint mir so, Herr, als willst Du es nicht. Obwohl ich mir es gewünscht hätte. Und umso klarer ist nun der Weg, den ich gehen soll.“

Ich will ehrlich sein. Damals bin ich enttäuscht gewesen. Aber heute weiß ich. Es war besser und es war richtig so. Gott hat klar geführt. Die eine Tür hat er geschlossen, die andere blieb geöffnet. Trotz meiner Interessen und offenen Fragen hat er sicher geführt. Wie wichtig und gut waren die anschließenden Jahre im Pfarramt für mich und meine Familie. Möglicherweise auch für einige andere Menschen, mit denen wir zu tun hatten. Und später hat Gott die Lebensschienen mit neuen Herausforderungen nochmals ganz anders gestellt.

So kann ich heute sagen: Danke, lieber Gott, dass du sicher geführt hast, zu unserem Besten. „Lehre mich tun nach deinem Wohlgefallen, denn du bist mein Gott; dein guter Geist führe mich auf ebener Bahn.“

Autor/-in: Kirchenrat Dan Peter