09.06.2012 / Wort zum Tag

Psalm 130,4

Bei dir ist Vergebung, ... dass man dich fürchte.

Psalm 130,4

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Ist Ihnen das auch schon einmal so ergangen? Sie waren unterwegs. Nicht mit dem Flieger, nicht mit dem Auto. Nein, ganz altmodisch, zu Fuß, in einer Gruppe. Das kommt nicht so oft vor. Ich weiß, aber vielleicht erinnern Sie sich ja. Irgendwann sind die Gesprächsthemen abgearbeitet. Man läuft schweigend nebeneinander her. Die Gedanken beginnen, spazieren zu gehen ... und plötzlich zucken Sie zusammen. Ihnen ist gerade etwas eingefallen. Sie hatten es längst vergessen oder meinten, das sei doch erledigt. Urplötzlich steht Ihr Versagen, Ihre Schuld wieder vor Ihnen. Fragen tauchen auf, Gesichter. Hässliche Worte tönen in Ihren Ohren. Unangenehme Erinnerungen klagen Sie an. Und wie das oft so ist: Wenn die Gedanken einmal da sind, lassen sie sich nicht so einfach stoppen. Sie fangen an zu kreisen. Der Geist ist aus der Flasche. Was ist dann zu tun? Wohin mit den quälenden Vorstellungen und Gedanken?

Heute, am Samstag, haben Sie ja vielleicht ein wenig mehr Zeit als sonst. Ich lade Sie ein, einmal das Gebetbuch der Bibel aufzuschlagen und Psalm 130 zu lesen. Der Beter ist mit anderen zusammen auf dem Weg zu einem Festgottesdienst in Jerusalem. Aber er weiß genau: Ich bin nicht wirklich bereit dafür. Da ist Schuld. Sie nimmt mir die Luft zum Atmen. Das, was ich getan habe, ist nicht zu entschuldigen. Es kann auch nicht so einfach wieder gut gemacht werden. Deshalb beginnt er zu beten: „Aus den Tiefen rufe ich zu dir. Herr, höre meine Stimme. Ich kann weder vor dir noch vor Menschen bestehen. Was ich getan habe, trennt mich von Menschen und eben auch von dir, o Gott.“ Wie dann das wieder in Ordnung kommen?

Sicher, theoretisch weiß er: Bei Gott gibt es die Möglichkeit der Vergebung. Nur ... wie soll das gehen? Reicht es, einen Ochsen zu opfern? Ist damit die Geschichte wirklich aus der Welt?

Je länger er unterwegs ist, desto klarer wird ihm: Nur wenn Gott selber jetzt zu ihm spricht, seine Schuld ablöst, sie löscht, kann es gut werden. Darauf wartet er. Darauf hofft er. Der Schluss seines Gebetes legt nahe: Er hat dieses lösende, dieses erlösende Wort gehört. Er hat es erfahren: Ja, der Gott Israels nimmt meine Schuld weg, löscht sie ein für allemal! Aber: Das ist keine billige Angelegenheit, nichts, was man so im Vorbeigehen, mit links erledigen könnte, immer und immer wieder, eben weil es nichts kostet. Vergebung hat ihren Preis. Im Vers vier heißt es: "Bei dir ist Vergebung, ... dass man dich fürchte." Seine Vergebung bereinigt das, was geschehen ist ... und will Ihre Zukunft bestimmen. Die erlebte Vergebung will Sie ermutigen, Gott zu ehren, in seiner Nähe zu bleiben.

Autor/-in: Pastor Johannes Schmidt