10.09.2012 / Wort zum Tag

Psalm 121,4

"Siehe, der Hüter Israels schläft noch schlummert nicht."

Psalm 121,4

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Der Enkelsohn liebt es, dass ich ihm, wenn er zu Besuch ist, beim Schlafengehen eine Geschichte erzähle. Als wir einmal abends allein waren, legte ich mich zu ihm. Er merkte, dass ich immer müder wurde, stieß mich an und sagte: „Opa, nicht einschlafen, du musst doch auf mich aufpassen!“ Er fühlte sich sicherer, wenn ich nicht einschlief.
Diese Begebenheit fiel mir ein, als ich das Gotteswort für heute las: "Siehe, der Hüter Israels schläft noch schlummert nicht." (Psalm 121, 4).

Gott sei Dank, er schläft und schlummert nicht, er gibt in seiner Fürsorge Acht auf uns.
In unserem Psalm kommt einer aus dem Tempelgottesdienst und muss nun wieder in seinen Alltag hinabsteigen. Unten angekommen, wirken die Berge bedrohlich auf ihn. Eigentlich sind es Berge ganz anderer Art. Es sind Berge der alltäglichen Sorge, der Angst, der Verzweiflung. Es sind Berge, die sich vor Menschen aufbauen, die mit ihrem Kummer ganz unten sind und keinen Ausweg mehr sehen. Deshalb fragt der Psalmbeter: Woher kommt mir Hilfe, dass ich diese Berge übersteigen und bewältigen kann? Ob er es zu sich selber sagt, was er eben im Gottesdienst gehört hat, ob ein anderer es ihm zusagt, ob es zu einem Wechselgebet gehört, das auf dem Rückweg vom Tempel laut gebetet wird – wir wissen es nicht. Aber er weiß und nimmt das mit in seinen Alltag: "Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat. Siehe, der Hüter Israels schläft noch schlummert nicht."

Mitten in unseren Sorgenbergen ist Gott mit dabei, der auferstandene Christus will uns führen über die Berge und durch die Schluchten unseres Lebens, wenn wir seine Führung annehmen.
Ich weiß nicht, wie es Ihnen jetzt gerade geht, vielleicht sind Sie glücklich und zufrieden, dann danken Sie Gott, dass er Ihnen so viel Gutes schenkt, er nimmt daran Anteil, er schläft nicht – und nehmen Sie das nicht als selbstverständlich hin. Vielleicht fühlen Sie sich „ganz unten“, niedergedrückt vom Sorgenberg. Christus ist ganz nahe bei Ihnen. Er führt uns nicht am Leid vorbei, er geht mit uns hindurch – auch mit Ihnen und hält Sie fest. Sie sind ihm nicht gleichgültig. Er macht seine Augen nicht zu, der Hüter Israels schläft und schlummert nicht. Vertrauen Sie sich ihm an. Er ist ganz nahe bei Ihnen, nur einen Sorgenwurf weit weg von Ihnen. „Alle eure Sorgen werft auf ihn, denn er sorgt für euch“ heißt es in 1. Petrus 5,7. Er fängt unsere Sorgen, Nöte und Ängste auf. In seinen Händen verwandeln sich unsere Sorgen in seine Fürsorge.
Hella Heizmann konnte deshalb singen: „Wer auf Gott vertraut, darf sich sicher wissen in den Händen der Liebe, die ihn halten. Er darf mit Freude Gottes Hilfe sehen.“
 

Autor/-in: Superintendent i. R. Rainer Kunick