11.05.2014 / Wort zum Tag

Psalm 121,1-2

"Ein Wallfahrtslied." Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe? Meine Hilfe kommt vom HERRN, der Himmel und Erde gemacht hat."

Psalm 121,1-2

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Jeder Mensch braucht Hilfe! Das ist schon so beim kleinen Kind. Bei Erwachsenen ist es nicht anders. Im Alter wird das oft schmerzlich hautnah erfahren: Wir sind auf die Hilfe anderer angewiesen, um nicht zu resignieren.

Keiner ist perfekt. Wer ist schon immer super drauf? Wer fährt in angespannten Situationen nicht aus der Haut? Die Unzufriedenheit und die Ungeduld schaffen sich oft in verletzenden Worten Luft. Wer kann schon für sich garantieren, dass er in Konflikten und Krisen sich voll in der Gewalt hat? Ja, wer kann schon seine Hand für sich ins Feuer legen, dass er alles in Ehe, Beruf und Familie glanzvoll bewältigt? Werden die Herausforderungen nicht immer größer und unübersichtlicher?

In einer mobilen Welt müssen wir uns immer wieder unvorhergesehenen Fragen, Sorgen und Problemen stellen. Wir stehen wie vor einem unbezwingbaren Berg. Manchmal schnürt uns die Angst vor der Zukunft ein. Wir sind wie gelähmt, auch wenn wir vor anderen oft groß und mutig erscheinen.

So stehen wir vor der Frage, wo finden wir Geborgenheit, eine innere Gelassenheit, so dass wir unseren täglichen Weg in Ruhe, innerem Frieden und Vertrauen weiter gehen können? Wie kommen wir in all dem, was uns angeht zur inneren Festigkeit und Hoffnung, die unser Leben überströmen und mitreißen?

Die eigne Kraft und das eigene Können reichen trotz aller Begabungen und Beziehungen nicht aus. Wir sind angewiesen auf eine Autorität, die alles in der Hand hat und uns Hilfe konkret zuteil werden lässt. Wer ein solches Gegenüber nicht findet, der bleibt immer von der Furcht vor dem Heute und Morgen besetzt. Ein solcher Mensch ist nicht frei, jeden neuen Tag sinnvoll anzugehen und mutig zu gestalten.

Jeder von uns hat seinen Weg zu gehen. Jeder muss sein Tun und Lassen verantworten. Jeder wird einen anderen Weg geführt. Manch einer erlebt Zeiten auf der Höhe von Erfolg und Glück. Andere erleben das Leid, die Behinderung und das eigene Versagen. Wie immer das im Einzelnen aussehen mag. Der Weg durchs Tal birgt Gefahren in sich. Schluchten, herabfallende Felsbrocken, wilde Tiere und böse Menschen lauern auf uns. Wer in der  Bergwelt sich selbst überschätzt, bleibt in der Gefahr abzustürzen. Ob Höhen oder Tiefen, in ihnen liegen immer viele gute Möglichkeiten und zugleich lebensgefährliche Bedrohungen.

So fragt schon der Beter im Blick auf die Bergwelt, im Schauen auf die Höhen, wo Götzenbilder aufgerichtet sind. Dort sind Altäre der selbst gebastelten Götter platziert:
„Woher kommt mir Hilfe“?

Er weiß aufgrund eigener Erfahrung oder durch das Leben anderer: Die Götter bleiben stumm und können nicht eingreifen, egal, was man ihnen auch an Macht zugestehen mag.
So formuliert er seine Erfahrung:
„Meine Hilfe kommt von dem Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat“. Eigentlich steht hier nur allgemein „Hilfe“. D.h.  die erwartete Hilfe ist so uneingeschränkt, dass es keine Lage gibt, in die Gott nicht hineinwirken kann.

Mit dem Hinweis auf den Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat, bezeugt der Beter die uneingrenzbare Schöpfermacht und nicht endende Schöpferwirklichkeit Gottes.

Wer diesem Gott sich uneingeschränkt anvertraut, wird Gottes unvorstellbare Hilfe erfahren.

Autor/-in: Pfarrer i. R. Siegward Busat