22.12.2012 / Wort zum Tag

Psalm 119,43

„Nimm ja nicht von meinem Munde das Wort der Wahrheit!“

Psalm 119,43

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Uns allen steht jetzt also ein viertägiges Fest ins Haus: Vier freie Tage für Weihnachten von Morgen bis Mittwoch!
Vier Tage Weihnachten – für die hauptamtlichen Pastoren, Pfarrer, Priester, Prediger und Bischöfe sowie die Organisten, Kantoren und Chorleiterinnen heisst das: Hochsaison!
An vier Tagen wird nun also die Frohe Botschaft verkündigt in Kirchen, Domen und Kathedralen, in Kirchgemeindezentren, Krankenhäusern, Seniorenzentren und Gefängnissen - und hoffentlich auch in unseren Familien, in unserer Verwandtschaft und im Freundeskreis.

Für diese Tage möchte ich mir und allen Christen eine Grundhaltung wünschen, die  das Tageswort ausspricht und die mich beeindruckt:
„Nimm ja nicht von meinem Munde das Wort der Wahrheit!“ ( Psalm 119,43)

Gerade jetzt in dieser festlichen Zeit kommt es ja zu mehr Begegnungen als sonst während des Jahres. Entsprechend gibt es auch mehr Gelegenheiten, über den Sinn von Weihnachten und das Weihnachtsevangelium, eventuell sogar über den christlichen Glauben zu reden. Freilich weiss ich aus eigener Erfahrung auch, dass manche Familienfeiern, Freundestreffen, Verwandtenbesuche und Weihnachtsessen bloss ein „Muss“ sind und kaum eine weihnachtliche Stimmung zulassen, weil alles Christliche abgelehnt wird. Vielleicht lässt man wenigstens den 87-jährigen Grossvater noch zu Tisch beten, ihm zuliebe!

Gerade dafür, wenn wir nicht mehr in einem christlich geprägten Umfeld leben, wenn unsere Eltern oder Kinder andere Wege gehen oder wenn wir als Christen nicht ernst genommen werden und einander dann an Weihnachten sehen – gerade im Blick auf solch schwierige weihnachtliche Treffen ermutigt uns das Tageswort. Es lädt uns ein, diese Begegnungen mit Gott zu besprechen!
Denn er weiss, wie belastend es ist, wenn uns das persönliche Umfeld den Glauben an Gott zum Vorwurf macht. In solch einer  Lage betet der Psalmdichter:
„Gott, schenke mir deine gnädige Zuwendung und deine Hilfe durch dein Wort, damit ich denjenigen antworten kann, die mich schmähen! Denn ich verlasse mich auf dein Wort. Und nimm ja nicht von meinem Mund das Wort der Wahrheit, denn ich hoffe auf deine Ordnung“ (41-43).

Unser Tageswort ist in einem spannungsvollen Umfeld entstanden: Gerade dann, wenn sich eine Gesellschaft von Gott löst, wenn Menschen sich von der Kirche und dem Christentum verabschieden, wenn sich in meiner Familie einige religiös anders orientieren und wenn ich als „von gestern“ tituliert oder vielleicht sogar bespöttelt werde – gerade dann soll ich meine Not mit Gott besprechen, wie es der Psalmist im alten Israel getan hat: „Hilf mir, dass ich recht antworten kann! Und hilf mir, dass ich das Wort der Wahrheit nicht verschweige!“
Modern gesagt, bittet da ein Mensch um die richtige Kommunikation in einem schwierigen und teilweise sogar feindlichen Umfeld. Aber nicht nur für einen friedlichen ‚small talk’- auch wenn ‚small talks’ – also nette, unterhaltsame und interessante Gespräche – unser Leben bereichern!
Dem Psalmbeter geht es um mehr, nämlich um Gespräche mit Tiefgang. Auch wir dürfen im Blick auf die vier Weihnachtstage um diesen entscheidenden Mehrwert bitten: Dass wir Gelegenheiten erhalten und nutzen können, um die Wahrheit des Evangeliums in die Diskussion zu bringen und für ein Leben mit Gott zu werben!

Ich lade Sie ein, Ihr persönliches Programm der nächsten vier Tage mit Gott unter diesem Aspekt vorzubereiten, verbunden mit der Bitte: „... und nimm ja nicht das Wort der Wahrheit von meinem Munde!“ Auch nicht die Wahrheit von Weihnachten: „Christ, der Retter ist da!“

Autor/-in: Pfarrer i. R. Peter W. Henning