10.09.2009 / Wort zum Tag

Psalm 119,133

Lass meinen Gang in deinem Wort fest sein und lass kein Unrecht über mich herrschen.

Psalm 119,133

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Zwei Bitten an Gott, die es in sich haben und bei denen ich merke: Da hat einer nachgedacht! Er weiß, um was er bittet! Dem ist das Richtige wichtiger als das Wichtige! Da hat einer mitbekommen, worauf’s ankommt: Auf den festen Gang durchs Wort Gottes und im Wort Gottes.

Für mich als Christ ist klar: Ich will im Wort Gottes unterwegs sein. Ich will wissen, was Gott will, welche Gebote er gegeben hat, welche Zusagen und Verheißungen er in Aussicht stellt. Diese Entscheidung hat der Beter damals auch gefällt, weil er Gott glaubt und vertraut. Einen bestimmten Weg gehe ich ja erst dann, wenn ich weiß, wohin er führt. Ich habe mich informiert, verschiedene Wege evtl. verglichen und dann entschieden. Und dann gehe ich – hoffentlich - diesen Weg auch überzeugt und gefestigt. Aber trotz Vertrauen und Entscheidung kommt die Verunsicherung. Wäre der andere Weg nicht doch der bessere oder kürzere oder einfachere gewesen?

Merkt der Psalmbeter, wie herausfordernd die Gebote Gottes sind und wie unbequem, wie anders sie mein Leben prägen wollen als die Werbesendungen und Hochglanzplakate in Bahnhöfen und Kaufhäusern? Wenn ich jetzt lüge oder etwas verschweige, was doch zur ganzen Wahrheit gehört, dann kann ich mir es leichter machen, soll ich? Darf ich? Und bevor die Unsicherheit weiter zunimmt, bittet der Beter: „Herr, lass meinen Gang in deinem Wort fest sein und lass kein Unrecht über mich herrschen!“ Unterwegs im Wort Gottes und begleitet vom Wort Gottes kommt es zu diesem bittenden Hilferuf und das ist nicht schlimm. Der Glaubende Mensch ist nicht so gestrickt, dass eine einmal gefällte Entscheidung eine unbestechliche Trittsicherheit garantiert. Das Unrecht und die Möglichkeit, das Unrecht herrschen zu lassen, begegnen auf dem Weg und bedrängen mich. Das Unrecht kommt mir entgegen und will mich mitnehmen – in eine andere Richtung. Weg vom Ziel, vielleicht garniert mit dem Versprechen: Dann wird’s leichter und kürzer und die Aussichten sind auch viel besser.

Dass das Unrecht mir begegnet, kann ich kaum verhindern, aber ob ich es über mich herrschen lasse, das entscheide ich mit. Die Lüge herrscht und beherrscht so viele Bereiche unserer Gesellschaft. Darüber soll ich mich und darf ich mich aufregen und sogar dagegen vorgehen. Wer Unrecht aufdeckt und verhindert, handelt nach dem Willen und Wort Gottes. Und trotzdem wird das Unrecht weiter herrschen und beherrschen. Trotz mutiger Psalmbeter mit festem Tritt und klarer Entscheidung. Trotz der guten Gebote Gottes, die Gott den Menschen offenbart hat.

Aber ob nun das Unrecht über mich herrscht, ob es mich in Beschlag nimmt, ob es mich zum Werkzeug seiner Absichten machen darf, das entscheide ich mit. Und dabei merke ich, wie sehr ich Gottes Kraft und Hilfe brauche. Darum dieser Bittruf des Beters: „Lass kein Unrecht über mich herrschen, sondern lass deinen Willen, lass dein Gebot, über mich herrschen!“ Dieser Beter ist kein Überflieger. Er bittet - und wer bittet, ist sich der eigenen Schwäche und Fehlbarkeit bewusst. Wie trittsicher und fest war Gottes Wunschkandidat David in der Höhle von En Gedi, als er seinen Verfolger Saul leicht hätte beseitigen können und es doch nicht tut, weil es Unrecht gewesen wäre. Wie unsicher und schließlich vom Unrecht beherrscht verlässt er den Weg und Willen Gottes, bricht die Ehe und wird zum Mörder von Uria. Festigkeit und Unsicherheit, Beherrschen und beherrscht werden - es kann so nahe bei einander liegen, obwohl die klare Entscheidung für Gottes Gebot und Willen vorausgegangen ist. Wie gut, dass ich heute so bitten kann wie der Psalmbeter: „Lass meinen Gang in deinem Wort fest sein und lass – heute - kein Unrecht über mich herrschen!“
 

Autor/-in: Pastor Burkhard Theis