14.03.2009 / Wort zum Tag

Psalm 103, 17-18

Die Gnade des HERRN währt von Ewigkeit zu Ewigkeit über denen, die ihn fürchten, und seine Gerechtigkeit auf Kindeskind bei denen, die seinen Bund halten.

Psalm 103, 17-18

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Eltern haben ganz bestimmte Vorstellungen im Hinblick auf ihre Kinder. Das betrifft z. B. das Benehmen, vor allem gegenüber Fremden. Das betrifft die schulische Entwicklung, und das endet bei der Wahl des Ehepartners oft immer noch nicht.

Eltern, die Christen sind, möchten natürlich auch gern, dass ihre Kinder den Weg des Glaubens gehen. In manchen Familien gelingt das. Da sind alle Kinder eines Ehepaares auf diesem Weg. In manchen Familien gelingt das nur teilweise. Einige Kinder bekennen sich zum christlichen Glauben, einige ihrer Geschwister leben dagegen distanziert zum christlichen Glauben. Und in manchen Familien ist es so, dass keins der Kinder dem Beispiel der Eltern folgt und eine persönliche Beziehung zu Jesus Christus hat.

Für solche Eltern kann das Bibelwort für den heutigen Tag eine große Anfechtung bedeuten. Heißt es da doch: „Die Gnade des HERRN währt von Ewigkeit zu Ewigkeit über denen, die ihn fürchten, und seine Gerechtigkeit auf Kindeskind bei denen, die seinen Bund halten.“ „... auf Kindeskind“ – das bedeutet doch, dass sich da etwas von einer Generation auf die nächste und mindestens die übernächste fortpflanzt. Das kann man wirklich manchmal beobachten, dass solch eine Segenslinie sich über mehrere Generationen verfolgen lässt.

Aber für manche Eltern und ihre Kinder und ihre Enkelkinder gilt das nicht. Sie stehen traurig und ratlos daneben und müssen sich vielleicht sogar der Gedanken des Neides über andere Familien erwehren, bei denen alles so läuft, wie sie es sich auch gewünscht hätten.

Daraus können bohrende Fragen und Selbstzweifel erwachsen. Hätte ich meinen Kindern mehr von meinem Glauben erzählen sollen oder habe ich ihnen zu viel davon zugemutet? Habe ich meinen Glauben nicht überzeugend gelebt? Bin ich nicht konsequent genug gewesen, meine Kinder zu geistlichen Veranstaltungen mitzunehmen oder sie zu deren Besuch anzuregen? Bis hin zu der Frage: Ist der Unglaube meiner Kinder so etwas wie die Strafe Gottes für meine Sünde und Schuld?

Ich kann mir keine Eltern vorstellen, die sagen: „Wir haben bei unseren Kindern alles richtig gemacht.“ Diejenigen, deren Kinder auf dem Weg des Glaubens sind, werden dankbar dafür sein, dass trotz ihrer Fehler und Schwächen die Kinder auf einem guten Weg sind. Sie werden das als Geschenk Gottes begreifen und es nicht mit Stolz als eigene Leistung werten.

Eltern, denen es jedoch anders geht, müssen sich nicht ständig mit eigenen Versäumnissen quälen. Wenn ihnen etwas bewusst wird, was sie hätten anders machen müssen, dürfen sie dazu stehen und Gott dafür um Vergebung bitten und diese Vergebung auch annehmen!

Solchen Eltern gilt: Gott hat Kinder, aber keine Enkelkinder. Gemeint ist, dass es da keinen Automatismus gibt. Die Kinder von Christen müssen nicht deshalb ihrerseits Christen werden, weil die Eltern Christen sind.

Fest steht: Der Glaube ist die persönliche Entscheidung eines jeden Menschen. Natürlich dürfen wir es uns nicht zu leicht machen. Wir haben schon eine Verantwortung für die geistliche Entwicklung unserer Kinder und Enkelkinder. Wir sollen ihnen vorleben, was es heißt, ein Kind Gottes zu sein. Und vor allem: Wir sollen und dürfen unsere Kinder und Enkelkinder immer wieder im Gebet vor Gott bringen und ihn für sie bitten, nicht nur, dass er sie behütet und bewahrt, sondern vor allem, dass sie zum Glauben finden.

Aber: Der Mensch ist nicht eine Marionette Gottes. Er kann sich selbst für oder gegen Gott entscheiden. Es hat meine Frau und mich tief bewegt, dass unser damals wohl 11-jähriger Sohn eines Tages mit einem großen Strauß selbst gepflückter Kornblumen nach Haus kam, sie meiner Frau überreichte und sagte: „Danke, Mutti, dass wir uns selbst für den Herrn Jesus entscheiden dürfen.“

Glaube kann ganz unterschiedlich gelebt werden. Wir müssen nicht meinen, dass sich christlicher Glaube im Leben unserer Kinder und Kindeskinder ganz genau so ausprägen müsse wie in unserem Leben.

Und noch eines: Wir leben auf Hoffnung hin – auch im Hinblick auf den Glaubens- und Lebensweg unsrer Kinder. Nehmen wir doch dieses Psalmwort als Verheißung und trauen wir Gott zu, dass er unsere Kinder auf den Weg des Glaubens führen kann, auch wenn sie jetzt noch nicht auf diesem Weg sind. Und diese Verheißung gilt sogar über unseren eigenen Tod hinaus. Auch danach kann noch Entscheidendes bei unseren Kindern geschehen.
Autor/-in: Hans-Peter Bartels