24.06.2018 / Wort zum Tag

Prophetische Predigt statt frommer Floskeln

Gelobet sei der Name Gottes von Ewigkeit zu Ewigkeit, denn ihm gehören Weisheit und Stärke!

Daniel 2,20

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Es ist so eine Sache mit den Schlagzeilen: Sie überschlagen sich und schlagen uns nicht selten halbtot mit ihrer Schlagkraft.

Ich erinnere an Schlagzeilen der jüngsten Zeit:

„Im Welttheater ist die Zeit der Witze vorbei – Apokalypse jetzt: Alle schuldig und reif für die Flut – Die Welt ist aus den Fugen geraten – Der UNO-Generalsekretär ruft die "Alarmstufe Rot" für den Planeten aus.“1

Ähnlich wie der UNO-Generalsekretär Guterres wurde vor 2.500 Jahren ein mächtiger Herrscher der Antike im Blick auf die Weltlage aufgeschreckt durch einen wirren «Traum». Jetzt packte den babylonischen König Nebukadnezar die Angst. In Panik drohte er der gesamten Politprominenz, Priesterkaste und Wahrsager-Elite mit dem Tod, wenn sie ihm keine Deutung dieses Traumes liefern könnten. Und sie konnten es tatsächlich nicht. Verzweifelt brachten sie schließlich den jüdischen Hofbeamten Daniel zum König, in der Hoffnung, er könne das Problem dank seiner hervorragenden Bildung, Klugheit und Spiritualität lösen.

Zwischenfrage an uns: Was machen wir mit unseren Zukunftsängsten? Müssen wir ebenso vergeblich wie Nebukadnezar nach Deutungen, Erklärungen und Hoffnungen suchen? Genau das beklagte der Journalist und Redaktor beim Westdeutschen Rundfunk WDR, Gregor Taxacher, vor fünf Jahren in seinem Buch «Apokalypse jetzt». Er bemängelte das «Schweigen der Theologie und der Kirchen im Angesicht der Endzeit», obwohl es doch eine biblische Endzeit-Prophetie für die globalen Krisen gebe!2

Gefragt ist biblische Prophetie im Blick auf die aktuelle Weltlage. Genau dies trägt Daniel am babylonischen Königshof so beeindruckend vor, dass er von Nebukadnezar reich beschenkt und befördert wird.

Mir persönlich fällt die Haltung Daniels auf: Da gibt es keine Zurschaustellung seiner Fähigkeiten, keine Self-Celebration, kein Dünkel eines Karrieremenschen und keine Arroganz eines Besserwissers! Vielmehr bekennt er vor dem König und dessen Staatsapparat: «Gelobt sei der Name Gottes von Ewigkeit zu Ewigkeit, denn ihm gehören Weisheit und Stärke!»

Damit proklamiert ein tief gläubiger Jude vor einem mächtigen Weltenherrscher, woher Einsicht und Durchblick, Klarsicht und Weitblick, Klugheit und Weisheit kommen, gerade auch im Blick auf die Weltpolitik und Weltgeschichte, die Weltlage und Weltprobleme!

Das zu wissen, ist der Mehrwert des Glaubens an Gott!

Heute ist Sonntag. Wenn es beunruhigende Schlagzeilen gibt, sind die Gottesdienste unserer Kirchen der Ort, wo uns in göttlicher Weisheit verkündigt wird, wie die aktuelle Weltlage im Licht des Evangeliums und biblischer Prophetie zu verstehen ist. Fromme Floskeln helfen dann nicht weiter, sondern prophetische Predigten, die mitten im Tumult der Welt unser Vertrauen in den Gott stärken, der alle politischen und globalen Entwicklungen überblickt und der uns zur Seite steht. Deswegen sei der Name Gottes auch von uns gelobt von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Autor/-in: Pfarrer i. R. Peter W. Henning