29.07.2011 / Wort zum Tag

Prediger 12,14

Gott wird alle Werke vor Gericht bringen, alles, was verborgen ist, es sei gut oder böse.

Prediger 12,14

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Der gestrige Tag war wohl ein typischer Donnerstag. Aufstehen, Zeit im Bad, Frühstück, Gebet und Bibellesen, der gewöhnliche Spazierweg zur Arbeit, die üblichen Gänge in Büros, um meine Arbeit in Empfang zu nehmen, die eine oder andere nette Begrüßung, dann die Andacht für uns Mitarbeitende hören, Andachten gegenlesen, E-Mails schreiben, Auskünfte geben, Mittagspause, irgendwann der Weg nach Hause. Wäsche wegräumen, Rechnungen begleichen, mit meiner Freundin telefonieren, eine Zeitung lesen. Zeit fürs Gespräch mit Gott.
Zwischendurch immer mal ein Gedanke: Was bringt es eigentlich, was ich hier mache?

Ein weiser Mann hat sich nicht von seinem Alltag treiben lassen, wie mir das oft passiert, sondern hat vieles beobachtet, was ich übersehen würde. Z. B., dass einer gelacht hat, weil er sich gerade freut. Er hat einen Bauern bei der Ernte beobachtet und daraus seine Schlüsse gezogen. Ich beobachte dafür anderes. Z. B. wie Kinder versuchen, dem Kaugummiautomaten ohne Geld einen Kaugummi zu entlocken oder wer sich welchen Parkplatz aussucht, solange er die Wahl hat. Was ich manchmal wahrnehme, scheint nicht so wichtig zu sein.

Der weise Mann setzt das, was er beobachtet, mit Gott in Verbindung. Er betrachtet es sozusagen mit Gottes Brille und stößt so auf Spuren Gottes in seinem Leben und im Leben von anderen. Er kommt zu dem Schluss:
Gott wird alle Werke vor Gericht bringen, alles, was verborgen ist, es sei gut oder böse. So festgehalten im Buch Prediger, Kapitel 12, Vers 14.

Gott gibt einem Tag wie dem Donnerstag keine Gesamtnote, sondern schaut sich alles an, was ich gemacht habe. Gott fällt auch auf, was ich immer wieder vergesse. Nichts ist für ihn unwichtig. Nicht mal, wenn ich die Wäsche weglege. Gott sieht auch die Dinge, die ich mache, die ich aber nicht an die große Glocke hänge. Er registriert sie, genauso wie die Sachen, die ich bewusst verheimliche, weil sie keiner wissen soll. Halt – keiner, da redet der Prediger mir schon wieder dazwischen. Keiner geht gar nicht. Gott bekommt sie auf jeden Fall mit.
Alles wird angesprochen, sowohl das Gute als auch das Böse, wenn ich nach meinem Leben vor Gott stehe und er mit mir Rückblick hält.

Und das heißt doch, es ist nicht so wichtig, wie ich etwas beurteile oder jemand anders, entscheidend ist, wie Gott das sieht, was ich jetzt mache. Und wenn er auf etwas schaut, wirft er sein Licht auf eine Sache.
Manchmal erschreckt mich dieser Gedanke, dass Gott nichts auslässt in meinem Leben. Befreiend finde ich allerdings, dass ich weiß, ich bin nicht von meinen Urteilen abhängig, auch nicht davon, wie andere das einschätzen, was ich mache. Denn auf Gott kann ich mich ganz anders verlassen. Er ist nicht bestechlich. Er ist gerecht – besser gesagt, er wird mir gerecht, mit dem, was er an jenem Tag sagen wird. Ob mir das nicht Angst macht, fragen Sie jetzt vielleicht? Doch – ich habe auch Angst davor. Am besten ich gehe mit meiner Angst zu Jesus und sage sie ihm und weiß, Jesus wird mich im Gericht verteidigen und er wird mich da rausreißen – egal, ob ich mehr typische Donnerstage erlebt habe oder ungewöhnliche – er fragt danach, ob ich den Donnerstag und alle anderen Tage meines Lebens mit ihm gelebt habe. Nicht nur in der Summe, sondern im Detail.

Autor/-in: Pastorin Elke Drossmann